Cellosuite Nr. 2 d-Moll, BWV 1008 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Johann Sebastian Bach

Cellosuite Nr. 2 d-Moll, BWV 1008

Suite Nr. 2 d-Moll für Violoncello solo, BWV 1008

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 115

Satzbezeichnungen

1. Prélude

2. Allemande

3. Cournate

4. Sarabande

5. Menuet I – Menuet II

7. Gigue

Erläuterungen

2003
SUITE Nr. 2 d-Moll

Das Präludium der zweiten Suite in d-Moll beginnt gleichsam programmatisch mit den drei Tönen des d-Moll-Dreiklangs, auf den zunächst der verminderte Septakkord, dann eine die siebte Stufe © umspielende Sequenz folgt. Bach hat diesen Anfang im Sinne der älteren deutschen Variationensuite zum Thema der gesamten Suite gemacht: alle folgenden Tänze beruhen entweder auf der Relation Grundakkord-Septakkord oder umspielen melodisch die nach F-Dur weisende siebte Stufe. Dadurch erhält die Suite ihre außerordentliche thematische Geschlossenheit. Stilistisch steht sie durch ihre sequenzenreiche Allemande, die geigerischen Figurationen ihrer Courante und durch ihre Gigue im 3/8-Takt (gewöhnlich 6/8) ganz auf der italienischen Seite des barocken Kosmos. Dazu passt auch, dass in der Sarabande und im Menuet I Elemente des absteigenden Passacaglia-Basses auftreten.

1999
SUITE Nr. 2 d-Moll
Das Präludium der zweiten Suite in d-Moll beginnt – programmatisch – mit den drei Tönen des d-Moll-Dreiklangs, auf den zunächst der verminderte Septakkord, dann eine die siebte Stufe © umspielende Sequenz folgt. Bach hat diesen Anfang gleichsam wie ein Motto an den Beginn der Suite gestellt, denn alle folgenden Tänze beruhen entweder auf der Relation Grundakkord-Septakkord oder umspielen melodisch die nach F-Dur weisende siebte Stufe. Dadurch erhält die Suite ihre außerordentliche thematische Geschlossenheit, die sie fast zu einer „Variationensuite“ im Sinne des 17. Jahrhunderts macht.
Stilistisch steht sie durch ihre sequenzenreiche Allemande, ihre geigerische Courante und ihre Gigue im 3/8-Takt (gewöhnlich 6/8!) ganz auf der italienischen Seite der Tanzformen. Dazu paßt auch, daß in Sarabande und Menuet Elemente des Passacaglia-Basses auftreten.

2005
JOHANN SEBASTIAN BACH
Cellosuite d-Moll

Die frühesten Quellen von Bachs Cellosuiten werfen ein bezeichnendes Licht auf die Lebensumstände in der Leipziger Kantorenwohnung, in der seine Söhne aufwuchsen: Hier waren alle in das tägliche Abschreiben, Einstudieren und Aufführungen von Musik einbezogen. Um 1726 schrieb sich der Bachschüler Johann Peter Kellner die Suiten ab. Er und seinesgleichen, die allenthalben des Haus bevölkernden Thomaner, Studenten und sonstigen Bachschüler, sorgten dafür, dass die Wohnung einem „Taubenhaus“ glich, wie es Carl Philipp Emanuel genannt hat. Man wundert sich, wie Anna Magdalena, Bachs zweite Frau und musikalisch hoch gebildete Mitstreiterin, in diesem Trubel die Ruhe fand, ihre wunderschöne Abschrift der Cellosuiten anzufertigen.

Bis heute sind dies die beiden Hauptquellen für die Suiten, deren Autograph verloren ging. Komponiert hat sie Bach vermutlich bereits am Koethener Hof, doch sind sie, wie die Leipziger Handschriften zeigen, in die Musikpraxis des Thomaskantors Bach eingeflossen. Im Instrumentalunterricht, den er manchen Schülern bis zu sechs Stunden am Tag auf den verschiedensten Instrumenten erteilte, konnte er die Suiten wunderbar als Cello-„Etüden“ verwenden. Zur eigenen Erbauung hat er sie selbst gespielt – auf dem gewöhnlichen Cello, dem Violoncello piccolo oder der Viola pomposa.

Die schwungvollen Linien im Präludium der d-Moll-Suite kommen in Anna Magdalenas Abschrift besonders schön zur Geltung – die Wechsel von Akkordbrechungen unter einem Bogen und Dreierbindungen. Auch die Zweierbindungen der Allemande und die ausladenden ganztagigen Bögen der Courante sind minutiös ausgeschrieben. In der Sarabande scheint der Duktus der Schrift ruhig, fast feierlich zu werden – wie die Musik selbst. In den letzten Tanzsätzen spiegelt die Handschrift seiner Frau Bachs eigene Fähigkeit wider, tänzerische Rhythmen im Notenbild einzufangen.

Harmonisch-melodisch ist diese Suite von großer Einheitlichkeit: Das Präludium beginnt mit dem d-Moll-Dreiklang, auf den zunächst der verminderte Septakkord, dann eine die siebte Stufe umspielende Sequenz folgt. Bach hat diesen Anfang im Sinne der älteren deutschen Variationensuite zum Thema der gesamten Suite gemacht. Alle Tänze beruhen entweder auf der Relation Grundakkord-Septakkord oder umspielen melodisch die nach F-Dur weisende siebte Stufe. Dadurch erhält die Suite ihre außerordentliche Geschlossenheit. Stilistisch steht sie durch ihre sequenzenreiche Allemande, die geigerischen Figurationen ihrer Courante und durch ihre Gigue im 3/8-Takt ganz auf der italienischen Seite des barocken Kosmos. Dazu passt auch, dass in der Sarabande und im Menuet I Elemente des absteigenden Passacaglia-Basses auftreten.