Duetto D-Dur | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Gioacchino Rossini

Duetto D-Dur

Duetto D-Dur für Violoncello und Kontrabass („Al suo amico Salomons“)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1599

Satzbezeichnungen

1. Allegro

2. Andante molto

3. Allegro

Erläuterungen

2019:

Wie zahllose italienische Opernmaestri vor und nach ihm zog es auch Gioacchino Rossini nach London, um am Reichtum der Londoner Finanzwelt zu partizipieren, deren Musikgeschmack bis tief ins 19. Jahrhundert hinein streng italienisch geprägt war. Man dinierte mit dem prominenten Gast und fand ihn „most agreeable“; man musizierte mit ihm und bestellte eine kleine Komposition zum großen Preis. Immerhin verlangte Rossini 50 Guineen für seine Anwesenheit bei einer Abendgesellschaft und 100 Guineen für eine Stunde Musikunterricht, die er erteilte – das Hundertfache des in London üblichen Satzes.

50 Pfund bezahlte der Bankier David Salomons, um außer Rossinis Anwesenheit auch noch eine Komposition von ihm zu erhalten: das Duetto für Cello und Kontrabass. Salomons, damals noch ein junger Mann von 29 Jahren und dilettierender Cellist, hatte sich in den Kopf gesetzt, mit dem berühmten Kontrabass-Virtuosen Dragonetti zu spielen. Dieser, genannt „il Drago”, „der Drache“, war unbestritten der König der Kontrabassisten und ein Freund Rossinis. Also war ein Kompositionsauftrag an den Maestro für Salomons der einfachste Weg, zum Ziel zu gelangen und sich durch Rossinis Musik den Weg zum bewunderten „Drago“ zu bahnen.

In der Erfüllung dieser Aufgabe blieb Rossini wie stets Gentleman, hat er doch in dem Duetto auf unnachahmliche Weise den Esprit der Opera buffa in Mr. Salomon’s Dining Room getragen. Man könnte ironische Töne aus dem Zwiegespräch des Londoner Hobby-Cellisten mit dem italienischen Bass-Profi heraushören, wenn nicht an beide Musiker geradezu unbarmherzige technische Anforderungen gestellt würden. „Bezeichnend für das ganze dreisätzige Werk ist, dass es Rossini gelang, die dunklen Farben, das Schwarz und die satten Purpurtöne der beiden Instrumente in ihren verschiedenen Registern voneinander abzuheben.“ So schrieb Richard Osborne in seiner Rossini-Biographie von 1986 über das Duetto. Als es 2013 bei einem Gastspiel der Villa Musica im Teatro Rossini in Lugo unweit von Ravenna aufgeführt wurde – einer der Orte von Rossinis Jugendjahren –, gerieten die italienischen Zuhörer in schiere Euphorie.

Das einleitende Allegro in D-Dur beginnt mit einem leisen Tremolo, wie ein Gewitter, das sich von Ferne ankündigt. Gleich darauf poltern beide Instrumente mit kräftigen Abgängen los, so als würde sich das Gewitter plötzlich entladen. Freundlicher wirkt der Nachsatz, geradezu schmeichelnd das Seitenthema des Cellos, das vom Bass beantwortet wird. Danach stürzen sich beide Spieler wieder in die getürmten Klangwogen des Gewitters. Durchführung und Coda werden durch absteigende Pizzicato-Akkorde angekündigt – eine Rossinische Pointe wie so viele in diesem Satz.

Im Andante molto findet man sich unversehens in der Tonart B-Dur und in einem Alpental wieder. Der Gesang des Cellos ist reine Idylle. Man denkt an Wilhelm Tell und La donna del lago, besonders, wenn das Cello über den gezupften Bass-Saiten eine traurige g-Moll-Weise anstimmt. Plötzlich aber mischt der Bass erneut Gewitter-Tremoli ins sanfte Bild. Sie untermalen leicht bedrohlich (oder ironisch?) auch die Reprise des B-Dur-Themas.

Den Abschluss bildet ein Allegro zingarese, ein „Zigeunerallegro“ im Rhythmus einer Polonaise. Das munter in die Beine fahrende Thema wird von stürmischen Episoden abgelöst, in denen Rossini beiden Spielern wiederholt das dreifache Forte gestattet. Einem Kontrabassisten musste er das nicht zweimal sagen: „Rossinis Sinn für die Farben des alten Bassinstruments und dessen Fähigkeit, grummelnde gute Laune auszudrücken, zeigt sich im Finale dieses Werkes deutlich“ (Osborne).

Als der Auftraggeber dieses Duetto, Mr. Salomons, später die London and Westminster Bank gründete, zum Bürgermeister von London aufstieg, zum Sir und schließlich zum Member of Parliament, häufte er so manche Schätze an. Rossinis Manuskript aber hütete er sein Leben lang wie seinen größten Schatz. Erst 1968 wurde es von seinen Erben zum Druck freigegeben.

1994:

Gioacchino Rossini wurde 1824 von einem englischen Bankier und späteren Parlamentsmitglied um ein Duett für Cello und Kontrabaß gebeten. Baß spielte der Virtuose Dragonetti, Cello der Auftraggeber, der für das opernhafte Duetto immerhin 50 Pfunde bezahlte.

1996:

Wie zahllose frühere italienische Opernmaestri zog es auch Gioacchino Rossini nach London, um am Reichtum der Londoner Finanzwelt zu partizipieren, deren Musikgeschmack bis tief ins 19. Jahrhundert hinein streng italienisch geprägt war. Man dinierte mit dem prominenten Gast und fand ihn „most agreeable“; man musizierte mit ihm und bestellte eine kleine Komposition zum großen Preis wie jenes Duetto für Cello und Kontrabass, das der Bankier David Salomons für stolze 50 Pfund bei Rossini in Auftrag gab.

Salomons, damals noch ein junger Mann von 29 Jahren und dilettierender Cellist, hatte sich in den Kopf gesetzt, mit dem berühmten Kontrabass-Virtuosen Dragonetti zu spielen. Dieser, „il Drago“, der Drache genannt, war unbestritten der König der Kontrabassisten und ein Freund Rossinis. Also war ein Kompositionsauftrag an den Maestro für Salomons der einfachste Weg, zum Ziel zu gelangen und sich überdies das Duospielen durch Rossinische Musik versüßen zu lassen

In der Erfüllung dieser Aufgabe blieb Rossini wie stets ganz Gentleman, hat er doch in dem Duetto auf unnachahmliche Weise den Esprit der Opera buffa in Mr. Salomon’s Dining Room getragen. Man könnte ironische Töne aus dem Zwiegespräch des Londoner Hobby-Cellisten mit dem italienischen Bassprofi heraushören, wenn nicht an beide unbarmherzige technische Anforderungen gestellt würden. Auf den Kopfsatz in Sonatenform mit seinen virtuosen Passagen folgt ein singendes Andante molto mit nicht minder gefährlichen Läufen. Den Abschluss bildet eine der damals so überaus populären Polonaisen im brillanten Stil. Mr. Salomons, der später zum Sir avancierte, die London and Westminster Bank gründete, Bürgermeister von London und schließlich als Liberaler Member of Parliament wurde, hütete das Manuskript des Duetto übrigens wie einen Familienschatz. Erst 1968 wurde es von seinen Erben zum Druck freigegeben.