Cellosonate a-Moll, D 821 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Franz Schubert

Cellosonate a-Moll, D 821

Sonate a-Moll für Violoncello (Viola) und Klavier, D 821 “Arpeggione-Sonate”

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1737

Satzbezeichnungen

1. Allegro moderato

2. Adagio – Allegretto

Erläuterungen

DAS JAHR 1824 markiert in Schuberts Schaffen einen Wendepunkt: den Aufbruch zur “großen Sinfonie”, den großen Streichquartetten und Klaviersonaten einerseits, die Öffnung für die Virtuosenliteratur des Salonzeitalters andererseits. Befreundete Instrumentalvirtuosen konnten Schubert zur Komposition von Salonpiècen überreden, die dennoch den hohen Kunstanspruch des gereiften Komponisten erfüllten. Eine solche ist die a-Moll-Sonate für Arpeggione und Klavier.

Das im März 1824 komponierte Stück ist einem heute vergessenen Instrument gewidmet, das man in Wien seinerzeit “Bogen-Gitarre” oder “Gitarre-Violoncell” nannte. Es hatte sechs Saiten in Gitarrenstimmung mit Bünden, wurde aber “nicht mit den Fingern gegriffen, sondern mittelst eines Bogens gestrichen” und war “an Schönheit, Fülle und Lieblichkeit des Tones in der Höhe der Hoboe, in der Tiefe dem Bassetthorne ähnlich”, wie eine zeitgenössische Kritik bemerkt.
Hätte Schubert nicht seine berühmte Sonate dafür geschrieben, der Arpeggione wäre – ähnlich den verwandten Streichinstrumenten Viola pomposa und Baryton – längst vergessen. Als die Sonate 1871 im Druck erschien, wurde sie mit alternativen Streicherstimmen für Violine oder Cello veröffentlicht. Von diesen hat sich die Cellofassung durchgesetzt, so daß wir dank der Erfindung des Wiener Instrumentenbauers Staufer und der Beflissenheit des Arpeggionisten Vinzenz Schuster indirekt in den Besitz einer Cellosonate von Schubert gelangt sind. Daß diese nicht ganz den Ansprüchen einer klassischen Duosonate genügt, sondern dem salonhaft Sentimentalen und Virtuosen zuneigt, versteht sich bei der Herkunft des Instruments von selbst. Der bedeutendste Satz ist der erste in Sonatenform mit einem an den Beginn der “Unvollendeten” erinnernden Thema. Das kurze Adagio dient als eine Art Einleitung zum gefällig-virtuosen Rondofinale.

2003
FRANZ SCHUBERT
Arpeggione-Sonate

Franz Schuberts sogenannte “Arpeggione-Sonate” verdankt ihren eigenartigen Namen einem heute vergessenen Instrument, das man in Wien seinerzeit als “Bogen-Guitarre” oder “Guitarre-Violoncell” bezeichnete. Es war eine Erfindung des Wiener Instrumentenbauers Staufer und erfreute sich dank der Beflissenheit des Arpeggionisten Vinzenz Schuster im Wien der 1820er Jahre großer Beliebtheit. Für Schuster, den führenden Virtuosen auf dem Instrument, schrieb Schubert im März 1824 seine Sonate. Sie gehört damit in ein an Kammermusik besonders reiches Frühjahr, in dem auch das Oktett, D 803, das d-Moll-Quartett “Der Tod und das Mädchen”, D 810, und die Flötenvarationen, D 802, entstanden.

Der Arpeggione hatte sechs Saiten in Gitarrenstimmung mit Bünden, wurde aber “nicht mit den Fingern gegriffen, sondern mittelst eines Bogens gestrichen” und war “an Schönheit, Fülle und Lieblichkeit des Tones in der Höhe der Hoboe, in der Tiefe dem Bassetthorne ähnlich”, wie ein zeitgenössischer Kritiker bemerkte. Freilich: hätte Schubert nicht im März 1824 dafür seine berühmte Sonate geschrieben, der Arpeggione wäre – ähnlich verwandten Streichinstrumenten wie Viola pomposa oder Baryton – längst vergessen. Zusammen mit der Musikkultur des Wiener Biedermeier, dessen Idealen sein Klang huldigte, verschwand das Instrument in der Versenkung der Instrumentengeschichte. Statt seiner wird die Streicherstimme der Sonate heute im allgemeinen auf dem Cello oder der Bratsche ausgeführt. Als das Werk 1871, also fast 50 Jahre nach seiner Entstehung (!) endlich im Druck erschien, wurde sie bereits mit alternativen Stimmen für Violine oder Violoncello veröffentlicht.

Unsere Version ist die Cellofassung, freilich mit einem zweiten Ersatz-Instrument: Harfe anstelle des Klaviers. Auch dies ist zu Schuberts Zeit eine durchaus gängige Praxis gewesen. Fast alle Violinsonaten der Klassik mit Harfe sind alternativ für Klavier geschrieben worden.

Ähnlich den Flötenvariationen aus dem gleichen Frühjahr ist die Arpeggione-Sonate ein Virtuosenstück. Das Streichinstrument und streckenweise auch das Klavier sind in brillanten Passagen geführt. Daneben tritt aber auch der seelenvolle Schubert der Liedmelodien und melancholisch-ernsten Instrumentalwerke hervor. Der bedeutendste Satz ist der erste in Sonatenform mit einem an den Beginn der “Unvollendeten” erinnernden Thema. Das kurze Adagio dient als eine Art Einleitung zum gefällig-virtuosen Rondofinale.