Fünf Stücke im Volkston, op. 102 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Robert Schumann

Fünf Stücke im Volkston, op. 102

Fünf Stücke im Volkston für Violoncello und Klavier, op. 102

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1794

Satzbezeichnungen

1. Mit Humor

2. Langsam

3. Nicht schnell, mit viel Ton zu spielen

4. Nicht zu rasch

5. Stark und markiert

Erläuterungen

In seinen späten Jahren ab 1849 überwog in Schumanns Kammermusik das „kleine Genre“ (Wasielewski) der Romanzen, Fantasiestücke und Idyllen. Wegen ihres durchweg beschaulichen Charakters und ihrer schlichten Formen hat man sie als Rückzug des Komponisten in die biedermeierliche Idylle gedeutet, ja geradezu als Flucht ins häusliche Glück vor den revolutionären Wirren von 1849 (Dresdner Maiaufstand). Tatsächlich war der späte Schumann mit diesen kurzen, drei- bis fünfteiligen Zyklen jedoch nicht weniger innovativ als mit vielen seiner früheren Werke, denn sie zogen eine Flut von solchen Stücken für Cello, Viola, Oboe, Klarinette oder Horn und Klavier bei Komponisten wie Reinecke, Bruch, Herzogenberg u.a. nach sich. In ihrem Bemühen um Schlichtheit des Ausdrucks, einen “Volkston”, der dem Interesse der demokratisch bewegten Öffentlichkeit nach allgemein verständlicher Kunst nachkam, entsprachen sie völlig dem Zeitgeist. Zugleich waren sie Abbild Schumannscher Innerlichkeit, „zarte, duftende Blumen, die keinen Triumphzug durch den Salon machen wollen, sondern im stillen Kreise das Gemüth erquicken werden“.

Wesentlich für den engen Zusammenhang der vier gespielten Zyklen ist ihre Entstehung im Verlauf von nur knapp zehn Monaten, zwischen Februar und Dezember 1849 und das poetische Ausloten jedes der vier Instrumente in seiner je eigenen Klangaura: das damals neue Ventilhorn in „Adagio und Allegro“, op. 70, die Klarinette in den Fantasiestücken op. 73, die Oboe in den Romanzen op. 94 und das Cello in den „Fümf Stücken im Volkston“, op. 102.

Obwohl Schumann auch diesen kleinen Zyklus bereits im April 1849 komponierte, ließ er die fünf Cellostücke erst 1851 als Opus 102 veröffentlichten. Ihren besonderen Reiz beziehen diese Miniaturen nicht nur aus den wunderbaren Kantilenen des Cellos, besonders im dritten Stück, sondern auch aus den ungarischen, nordischen und sonstigen „Volkstöne“, die Schumann hier aufgriff und zu feinsten Dialogen verarbeitete. Wie schon der Titel besagt, ging es ihm um die Stilisierung der Musik im Sinne einer „imaginären Folklore“. Parallel mit den Cellostücken komponierte er das Spanische Liederspiel für vier Solostimmen und Klavier aus, das von der gleichen zündenden Wirkung der Rhythmen und folkloristischen Kraft der Melodien inspiriert ist.