Sonate C-Dur, KV 521 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Wolfgang Amadeus Mozart

Sonate C-Dur, KV 521

Sonate C-Dur für Klavier zu vier Händen, KV 521

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2309

Satzbezeichnungen

1. Allegro

2. Andante

3. Allegretto

Erläuterungen

Der kleine Mozart soll, einer Äußerung seines Vaters zufolge, der erste gewesen sein, der Sonaten für Klavier zu vier Händen komponiert hat. Freilich lässt sich diese „Erfindung“ nicht eindeutig dem Salzburger Wunderkind zuschreiben, da das vierhändige Spiel im Umkreis des Londoner Bachsohns Johann Christian wohl schon um 1760 üblich war. Dort lernte es auch der kleine Mozart kennen, als er mit Eltern und Schwester 1764 nach London kam und dort, in der schon damals größten Stadt Europas, fast ein Jahr verweilte. Mit „John Bach“ freundete sich der Knabe sofort an – eine Freundschaft, die bis ins A-Dur-Klavierkonzert KV 414 ihre Kreise zog. Auf dem Schoß des jüngsten Bachsohns sitzende, musizierte der kleine Wolfgang mit dem berühmten Komponisten und Klaviermeister des englischen Königshauses vierhändig am Cembalo. Diese Erfahrung ermunterte Mozart zu seiner ersten Sonate „à quatre mains“, also zu vier Händen, die er 1765 in London schrieb – immerhin 12 Jahre, bevor die ersten vierhändigen Sonaten, komponiert von Charles Burney, im Druck erschienen.

Mozarts Interesse an der Gattung blieb zeitlebens von einer Voraussetzung abhängig: einem fähigen Mitspieler wie Johann Christian Bach oder noch besser: einer fähigen Mitspielerin. In den ersten drei Sonaten der Jugendzeit war dies seine Schwester Nannerl, später in Wien waren es begabte Schülerinnen. Für eine solche, nämlich Franziska von Jacquin, ist auch die Sonate C-Dur, KV 521, entstanden. Die Tochter des Wiener Botanikprofessors von Jacquin und ihr ebenso musikalischer Bruder Gottfried zählten in der Zeit um Don Giovanni zu Mozarts engsten Freunden. Für Franzsika hat er u.a. das sog. „Kegelstatt-Trio“ komponiert.

Die C-Dur-Sonate, KV 521, übersandte er Ende Mai 1787 an Gottfried von Jacquin mit den mahnenden Worten: „Die Sonate haben sie die Güte ihrer frl: Schwester nebst meiner Empfehlung zu geben; – sie möchte sich aber gleich darüber machen, denn sie seye etwas schwer.“ In der Tat ist die Sonate ein für beide Spieler gleichermaßen virtuoses Werk, das in Form und Motivik die Nähe zu den späten Wiener Klavierkonzerten erkennen lässt. Der orchestrale Klang, der im vierhändigen Spiel aus der Vollgriffigkeit und den vielen Oktaven gewissermaßen von selbst entsteht, verbindet sich hier mit Solopassagen aller vier Hände zu einem Klavierkonzert im kammermusikalischen Rahmen.

Gleich der erste Satz, ein kraftvoll drängendes Allegro, beginnt mit einem „orchestralen“ Unisono, dessen doppelt punktierter Rhythmus vorgeschrieben ist. Darauf folgen imaginäre Einwürfe der „Bläser“ über einem erwartungsvoll pulsierenden Bass. Das Seitenthema, eine empfindsame Variante des Hauptthemas, beruht auf der Kopplung von Ober- und Unteroktav, woran sich konzerttypische „Passagen“ anschließen. Da schon Haupt- und Seitenthema aus dem Anfang abgeleitet sind, eröffnete Mozart den Mittelteil des Satzes mit einem neuen, galant singenden Thema, das in weich gebrochene Akkorde getaucht wird. In den Molleintrübungen dieses Abschnitts kommt der resignative Ton des späten Mozart zum Vorschein, während ansonsten eine geradezu blendend helle Brillanz den Satz beherrscht.

Das Andante erinnert in den weichen Terzen und Sexten seines Themas an die Romanze aus der Kleinen Nachtmusik, die Mozart wenige Wochen später komponieren sollte. Freilich bricht die idyllische Stimmung im Mollmittelteil dramatisch auf: Aufgewühlte Akkordbrechungen und kräftig absteigende Bassgänge geleiten eine klagende Melodie durch die Tonarten. Nach der leicht veränderten Wiederkehr des Anfangs rundet die ausdrücklich so bezeichnete „Coda“ den Satz zu einem Schluss von himmlischer Schönheit.

Das Rondofinale gibt sich nur Anfangs den Anstrich eines unschuldigen Tanzes im gemütlichen Tempo Allegretto. Im weiteren Verlauf wird der Gavotte-Rhythmus zunehmend von virtuosen Zweiunddreißigstel-Läufen überlagert. Im a-Moll-Mittelteil kommt es zu einem Dialog der Duopartner in hoher und tiefer Lage. Den Schluss des Satzes hat Mozart auch hier ausdrücklich „Coda“ genannt, da er dem Thema eine völlig neue, kadenzartig virtuose Steigerung verleiht, bevor sich die beiden Spieler mit chromatischen Triolen davonstehlen.