Flötensonate | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Bohuslav Martinu

Flötensonate

Sonate für Flöte (1945)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3844

Satzbezeichnungen

1. Allegro moderato

2. Adagio

3. Finale. Allegro poco moderato

Erläuterungen

2002
BOHUSLAV MARTINU
Flötensonate (1945)

Der tschechische Komponist Bohuslav Martinu gilt als der letzte Erbe Antonin Dvoraks, dessen romantisch-nationaler Stil in seinen Werken noch bis in die 1950er-Jahre hinein fortlebte. Wie seinen großen Landsmann verschlug es auch Martinu nach Nordamerika, und beide wurden dort vom Erlebnis der amerikanischen Natur überwältigt. Von Dvorak wird berichtet, dass er in Iowa die Rufe der amerikanischen Vögel studierte und in sein Amerikanisches Streichquartett einarbeitete. Auch Martinu hat der Vogelwelt der USA ein Denkmal gesetzt: in seiner Flötensonate.

Sie entstand 1945, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, das Martinu von Amerika aus erlebte. Bis 1940 hatte er, wie Enescu, überwiegend in Paris gelebt. Dann war er vor den Nazis ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten geflohen, das für ihn ein Land begrenzter Möglichkeiten blieb. Er erhielt nur schwer Aufträge und sehnte sich nach Tschechien zurück. Die Flötensonate schrieb er für den französischen Flötisten Georges Laurent – sicher in Gedanken an seine glücklichen Pariser Jahre.

Den ersten Satz eröffnet das Klavier mit einem Solo, das gleichsam schwebend böhmische Tanzthemen in verschiedenen Taktarten anklingen lässt. Die Flöte greift diesen lyrischen Duktus zunächst auf, um dann rasch zu einem Feuerwerk virtuoser Effekte überzugehen.

Wie andere moderne Komponisten in ihren Flötensonaten (Poulenc, Hindemith) nutzte auch Martinu den langsamen Satz für eine große Kantilene. Bei ihm ist es eine es-Moll-Melodie, die aus der tiefen Flötenlage in die dritte Oktav aufsteigt und am Ende wieder absinkt, ein großer Bogen von ruhiger Geschlossenheit. Umso flirrender und nervöser geriert sich der virtuose Mittelteil des Satzes.

Im Allegro moderato-Finale hat Martinu einem Vogel Nordamerikas, dem Whippoorwill, seine Reverenz erwiesen. Die virtuosen Arabesken des Vögelchens inspirierten ihn zu einem supervirtuosen, überschäumend-vitalen Sonatenfinale.