Duo, op. 7 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Zoltán Kodály

Duo, op. 7

Duo für Violine und Violoncello, op. 7 (1914)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1088

Satzbezeichnungen

1. Allegro serioso, non troppo

2. Adagio – Andante

3. Maestoso e largemente – Presto

Erläuterungen

2003
ZOLTÁN KODÁLY
Duo für Geige und Cello, op. 7

Die Musik des ungarischen Komponisten Zoltán Kodály wurde von einer Art Urerlebnis geprägt: von den Feldforschungen, die er an der Seite Béla Bartóks, mit einem Edison-Phonograph und Notenpapier bewaffnet, in den Jahren vor 1910 in Ungarn unternahm, um den Volksgesang der Bauern in den verschiedenen Regionen des damals riesigen Landes aufzuzeichnen. Kodály hatte wie Bartók den Anspruch, das vorgefundene Material der „Bauernmusik“ authentisch und nicht im Sinne der verkitschten Zigeunerfolklore des 19. Jahrhunderts für die eigene Musik zu nutzen. Dies demonstrierte er in seinen ersten eigenen Werken ab 1910, bis der Erste Weltkrieg in seinem Schaffen, wie auch in dem Erwin Schulhoffs oder Maurice Ravels, eine scharfe Zäsur brachte.

Das Duo für Violine und Violoncello entstand noch davor, am Vorabend des Krieges 1914, und zwar als unmittelbarer Ausdruck von Kodálys Forschungen zur Pentatonik (Fünftönigkeit) in der ungarischen Volksmusik, die er 1917 in einer gleichnamigen Studie festhielt. Daneben spiegelt das Werk im Klang und im ungeschönt rustikalen Gebrauch der Instrumente die Musikpraxis der Bauern wider.

Der Berliner Musikjournalist Gerhard Pätzig hat in seiner bilderreichen Beschreibung des Duos diese Bezüge zur volksmusikalischen Praxis betont: „Der folkloristische Brauch, sich vor Beginn der Darbietungen auf den Instrumenten erst einmal improvisierend einzuspielen, während sich die Tänzerinnen und Sänger um die Musikanten herumgruppieren, wird mit einer kadenzartigen Introduktion stilisierend angedeutet. Sodann intoniert die Violine das Hauptthema des Satzes, von zarten Pizzicato-Rhythmen des Cellos begleitet. Ein Rollentausch der beiden lnstru- mente eskaliert zu einem lebhaften Dialogisieren, das sich durch ein variierendes Paraphrasieren vom Grundgedanken immer weiter weg zu entfemen scheint. Deutliche Motiv- und Klangzäsuren mahnen gebieterisch zur Umkehr und führen nach einer Scheinwiederholung der „Exposition“ zu einer ekstatischen Steigerung des Geschehens (im Charakter einer 2. Durchführung). Neues Motivmaterial, Tonart-Rückungen und wechselvolles Klangfarbenspiel bereichern das Geschehen. Eine Cello-Zäsur gibt das Zeichen zum Einsatz der (sehr frei zu verstehenden) »Reprise« mit einer ideenreich an- und abschließenden Coda: zunächst im Wechsel der Soli, dann mit zartem Flageolett-Duettieren.
Zweiter Satz. Ein schwärmerisches Fantasieren des jeweils melodieführenden Instruments wird vom Partner zu einer überraschenden Fülle dynamisch abgestufter Begleitfarben und -figuren genutzt. Für Spannung sorgt ein grollender Mittelteil mit bewegtem Cello-Tremolo und rezitativischen Geigenepisoden. Der Satz lichtet sich mit Iyrisch verhauchenden Geigenseufzern auf und verklingt mit einem ätherisch-harmonischen Schlussakkord.

Dritter Satz. Zigeunergeigerisch fordert eine ausgedehnte Solokadenz der Violine zum Tanz auf. Zwei virtuose, von packenden Tonrepetitionen angeheizte Melodiefolgen (mit emphatischen Variationen der ersten Tanzmelodie) entfalten ein schwungvoll bewegtes Spiel. lm letzten Satzteil scheint ein drittes Motiv die Verbunkos-Atmosphäre (getanztes Liebeswerben) aus den 24 Jahre später entstandenen Kontrasten von Bartók vorwegzunehmen. Mit wilder Presto- Turbulenz endet das Kehraus-Finale.” (G. Pätzig)

Nach der Uraufführung 1918 in Budapest wurde das Kodály-Duo rasch zum Klassiker der Besetzung Geige-Cello.