"Primavera" Quintett, op. 156 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Charles Koechlin

"Primavera" Quintett, op. 156

„Primavera“ Quintett für Flöte, Harfe, Violine, Viola und Violoncello, op. 156

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1093

Satzbezeichnungen

1. Allegro quasi Allegretto

2. Adagio

3. Intermezzo. Tempo di Siciliana – Allegretto (plutôt un peu plus calme que le mouvement habtituel de sicilienne)

4. Final. Allegro con moto, quasi allegro vivace
(sensiblement plus rapide que le 1er mouvement)

Erläuterungen

2004
CHARLES KOECHLIN
Quintett Primavera

Das Quintett aus Flöte, Harfe und Streichtrio hat der französische Musikwissenschaftler Michel Fleury die „vielleicht französischste aller Kammermusikbesetzungen“ genannt. Nachdem sich fünf bekannte Musiker der französischen Hauptstadt in dieser Formation zum Ensemble Instrumental de Paris zusammengeschlossen hatten, entstand eine ganze Serie bedeutender Werke für die exotische Besetzung. Neben Ropartz (Prélude, Marine et Chanson), Albert Roussel (Sérénade) und Jean Cras (Quintette) beteiligte sich auch Charles Koechlin mit zwei Werken an dieser kleinen Serie, von denen wir das erste Quintett aus dem Jahre 1934 hören.

Koechlin war eine der führenden Persönlichkeiten des Musiklebens im Frankreich des frühen 20. Jahrhunderts. Der Sohn eines Elsässer Industriellen studierte Komposition bei Fauré, musste sich später seinen Lebensunterhalt mit Musikkritiken verdienen und wandte sich schließlich kommunistischen Lebensanschauungen zu. Er war mit den Großen seiner Zeit befreundet, gründete 1909 zusammen mit Ravel eine Gesellschaft zur Förderung der Neuen Musik, instrumentierte ein Werk von Debussy in dessen Auftrag und etablierte mit Satie, Milhaud und Roussel eine Musikergruppe ähnlich der späteren „Groupe des Six“. Trotz seines umfangreichen Schaffens, das in einem Zyklus von Orchesterstücken über Kiplings Dschungelbuch gipfelt, wurde Koechlin schon zu seiner Zeit mehr als Theoretiker denn als Komponist geschätzt. Dazu hat auch seine wenig selbstkritische Haltung beigetragen, die dafür sorgte, dass bei ihm Bedeutendes oft neben Missratenem steht.

Der Titel des 1. Harfenquintetts, Primavera (Frühling), verspricht unbeschwerte Heiterkeit und frühlingshafte Grazie – ein Versprechen, das Koechlin durch Melodien einlöste, wie sie ihm „mitten in einem Garten voller Vögel und Kinder einfallen konnten“ (Emile Vuillermoz). Mit einem solchen Thema der Harfe hebt der erste Satz an, gefolgt von einem sanft singenden zweiten Thema. Trotz kontrapunktischer Verarbeitung verlieren beide nie ihre Divertimento-Atmosphäre.

Ein „zeitloses, fast mittelalterliches Gefühl“ (Fleury) verbreitet das Harfen-thema des Adagio, während das folgende Intermezzo mit seinem Flötensolo vom pastoralen Duktus eines Siciliano Gebrauch macht. Das Finale besticht durch prickelnde Geläufigkeit und einen Hauch gelehrter Fugenkunst.