Oboenquartett | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Bohuslav Martinu

Oboenquartett

Quartett für Oboe, Violine, Violoncello und Klavier

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1202

Satzbezeichnungen

1. Moderato poco allegro

2. Adagio – Andante poco moderato – Poco Allegro

Erläuterungen

2005
BOHUSLAV MARTINU
Oboenquartett

Im bewegten Leben des Bohuslav Martinu bilden die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg einen großen Epilog, den melancholischen Abgesang auf sein Künstlerdasein – ohne die Chance, in die Heimat zurückzukehren. In diesen späten Jahren entstanden einige seiner schönsten Kammermusiken wie das 1947 komponierte Quartett für Oboe, Violine, Violoncello und Klavier.

Seine folkloristischen Wurzeln hat Martinu nie verleugnet. Aufgewachsen im Grenzland zwischen Böhmen und Mähren, wurde ihm der Dorfschneider zum Geigenlehrer und die Natur zum kompositorischen Lehrmeister. Entsprechend schwer tat er sich mit der akademischen Musikausbildung im Zentrum Prag. Erst nach mehreren Anläufen fand er eine Orchesterstelle als Geiger und Aufnahme in die Akademie. Bald schon vertauschte er Paris mit der Heimat, um dort „die Wurzeln der westlichen Kultur“ wie auch französische Klarheit und Einfachheit zu suchen. Er fand sie, blieb Wahl-Franzose und hätte eine glückliche Existenz an der Seine führen können, hätte ihn nicht der deutsche Einmarsch in Frankreich 1940 zur abenteuerlichen Flucht nach Amerika gezwungen. In den USA fasste Martinu nie wirklich Fuß – trotz ansehnlicher Erfolge als Sinfoniker. Heimweh und Nostalgie bestimmten die Jahre ab 1940, genährt aus der Gewissheit eines unheilbaren Bruchs in der eigenen Lebensgeschichte.

Diesen Bruch hat der Komponist in seinen späten Werken thematisiert. Von den zwei Sätzen seines Oboenquartetts ist der erste ein gemächliches Allegro, der zweite ein sich langsam steigerndes Finale, dem der zündende Funke nur mühsam gelingen will. Es ist eine nachdenkliche, in süßen Klang gehüllte Musik.