Vier Madrigale | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Bohuslav Martinu

Vier Madrigale

Vier Madrigale für Oboe, Klarinette und Fagott

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1203

Satzbezeichnungen

1. Madrigal: Allegro moderato

2. Madrigal: Lento

3. Madrigal: Poco Allegretto – Trio. Allegro vivo

4. Madrigal: Poco allegro

Erläuterungen

BOHUSLAV MARTINU hat sich in seinen Vier Madrigalen für Bläsertrio – wie Bach im Ricercar – auf eine musikalische Form des 16. Jahrhunderts bezogen, für die er zeitlebens eine besondere Vorliebe empfand. Der tschechische Komponist, der ab 1923 in Paris lebte und 1940 vor den Nazis in die USA floh, entwickelte seinen unverwechselbaren Stil aus der Synthese vier völlig unterschiedlicher Musikrichtungen: der tschechischen Volksmusik, des französischen Impressionismus, des barocken Concerto grosso und des Madrigals der Renaissance.
Letzteres, ursprünglich eine Form der Vokalmusik für vier bis acht Sänger, wurde von Martinu (Foto oben) auf kleine Kammermusikbesetzungen übertragen, wie etwa in den Four Madrigals für Violine und Viola oder den für Albert Einstein geschriebenen Madrigal Stanzas für Violine und Klavier.
Die Quatre Madrigaux für Bläsertrio stammen aus dem Jahr 1937 und damit aus der letzten Phase von Martinus Pariser Schaffen. Dem Titel werden sie nur von ungefähr – durch die chromatische Harmonik und teilweise kontrapunktische Satztechnik – gerecht. Im Grunde handelt es sich um ein viersätziges Werk traditioneller Prägung mit einem Allegro-Kopfsatz, einem langsamen Satz, einem Scherzo mit Trio und einem tänzerischen Finale.

2004
BOHUSLAV MARTINU
Vier Madrigale für Bläsertrio

Bohuslav Martinu war nach Dvorak, Smetana und Janacek der vierte Meister der national-tschechischen Kammermusik, wie sie sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts entfaltet hatte. Sieben Streichquartette, drei Klaviertrios, zwei Klavierquintette sowie Duos bis Septette in den unterschiedlichsten Besetzungen ergeben ein kammermusikalisches Oeuvre, dessen Reichtum von den Interpreten erst in den letzten Jahren wiederentdeckt worden ist. Der Großteil dieses Repertoires entstand an den Ufern der Seine, denn Martinu lebte von 1923 bis 1940 in Paris. Diese glücklichen französischen Jahrzehnte endeten jäh mit der Flucht vor den Deutschen ins rettende amerikanische Exil. Die ersehnte Rückkehr nach Tschechien sollte dem Komponisten auch nach dem Krieg verwehrt bleiben.

Sehnsucht nach der Heimat durchdringt Martinus Musik ebenso tief wie der Einfluss der tschechischen Folklore. Wichtige Anregungen von außen erhielt er von der Barockmusik, insbesondere der Form des Concerto grosso, von der Renaissance und von der französischen Musik vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Einige von diesen Einflüssen spiegeln auch die Vier Madrigale für Bläsertrio wider.

Diese 1937 in Paris entstandenen Stücke greifen auf eine musikalische Form des 16. Jahrhunderts zurück, für die Martinu zeitlebens eine besondere Vorliebe empfand: das Madrigal der Renaissance. Ursprünglich eine Form polyphoner, ausdruchsstark auf den Text bezogener Vokalmusik für vier bis acht Sänger, wurde das Madrigal von Martinu auf kleine Kammermusikbesetzungen übertragen, wie etwa in den Four Madrigals für Violine und Viola oder den für Albert Einstein geschriebenen Madrigal Stanzas für Violine und Klavier.

In den Quatre Madrigaux für Bläsertrio erinnern die chromatische Harmonik und die teilweise kontrapunktische Satztechnik an das Vorbild aus dem 16. Jahrhundert. Ansonsten handelt es sich aber um ein viersätziges Werk traditioneller Prägung mit einem Allegro-Kopfsatz, einem langsamen Satz, einem Scherzo mit Trio und einem tänzerischen Finale, wobei hier der Einfluss der spritzigen und eleganten französischen Bläsermusik der 1930er Jahre ebenso spürbar ist wie ein gewisser Anklang an Strawinskys scharfkantige Bläserwerke.