Kanon, BWV 1080,14 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Johann Sebastian Bach

Kanon, BWV 1080,14

Kanon, aus: “Kunst der Fuge”, BWV 1080, 14
Canon per Augmentationem in Contrario motu (Kanon in der umgekehrten Vergrößerung)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 123

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

Johann Sebastian Bach hat für jene Kontrapunktsammlung, die man nach seinem Tode als Kunst der Fuge herausgab, vier Bicinien in kanonischer Form komponiert, die sich freilich nicht mit einfachen Formen des Kanons begnügen. Die zweite Stimme folgt der ersten teils in kleineren oder größeren rhythmischen Werten (Diminution oder Augmentation), teils in Gegenbewegung, teils in komplizierten Intervallen.

Im Canon per Augmentationem in contrario Motu werden Vergrößerung und Umkehrung in der Weise kombiniert, daß die von der Oberstimme vorgetragene Melodie – eine Variante des Grundthemas der Kunst der Fuge – von der Unterstimme nach vier Takten in doppelten Notenwerten und Umkehrung imitiert wird. Ab T. 52 wird das Verhältnis umgekehrt und damit die Umkehrbarkeit des gesamten Satzes bewiesen. Angesichts der herben Chromatik des Stimmverlaufs erscheint die Komplexität dieses kompositorischen Vorgangs kaum vorstellbar.
Die Vorstellung, daß Bach solche Kunstfertigkeit erst auf dem Sterbebett erreicht habe, ist übrigens ein Mythos. Der erste Kanon findet sich schon im Manuskript der Frühfassung der Kunst der Fuge, die Bach fast 10 Jahre vor seinem Tod niedergeschrieben hat. Die häufig diskutierte Frage nach der Instrumentierung des Zyklus gilt in der Musikwissenschaft heute als beantwortet: Es handelt sich eindeutig um Cembalomusik. Gerade die abstrakte Zweistimmigkeit der Kanons rechtfertigt jedoch eine Ausführung auf zwei Melodieinstrumenten.