Sinfonie in C | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Felix Mendelssohn-Bartholdy

Sinfonie in C

Sinfonie in C

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1264

Satzbezeichnungen

1. Grave

2. Andante

3. Allegro vivace

Erläuterungen

Was wohl die Berliner Musikkenner sagten, als ihnen die ersten frühreifen Werke des jungen Felix Mendelssohn vor Augen und Ohren kamen? Nach dem Konzertdebüt des Neunjährigen folgte Schlag auf Schlag die Entfaltung eines Genies mitten in der Berliner Musikszene der Frühromantik – damals noch nicht im Gartenhaus der Mendelssohns auf der Leipziger Straße 3, das erst 1825 erworben wurde, sondern noch im Bankhaus unweit der Oper Unter den Linden. Die erlesenste Hausmusik Berlins entpuppte das erlesenste Talent. Im Schatten von „Freischütz“ und „Fidelio“, Spontini und Spohr wuchs hier das erste Genie der Romantik heran. Ganz geheuer war dies den Preußen ja nicht, da ausgerechnet ein „Judenjunge“ sich anschickte, zum größten Musikgenie seit Mozart aufzusteigen – so sagte selbst Mendelssohns Mentor Zelter misstrauisch! Doch seit die Napoleonischen Wirren die Bankiersfamilie Mendelssohn aus Hamburg an die Spree verschlagen hatte, standen sie schon rein geschäftlich im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Felix, der 1809 noch in der Hansestadt geborene Enkel des großen Moses Mendelssohn, entpuppte sich bald als ein wahrhaft „Glücklicher“: ein groß und reich sich entfaltendes Talent.

Was er auch anpackte, es wurde musikalisch zu Gold, ob nun am Klavier oder in der Streichermusik. Als Klavierschüler Ludwig Bergers gab Felix bereits mit neun Jahren in einer Akademie von Josef Dussek sein Konzertdebüt. Das Spiel des Zwölfjährigen versetzte den alten Goethe in wahre Verzückung, denn der Knabe spielte – so der Augenzeuge Ludwig Rellstab – „mit einer Sicherheit, Rundung und Klarheit in den Passagen, wie ich sie nie wieder gehört“. Innerhalb der elitären Ausbildung, welche die Kinder Mendelssohn genossen, war jedoch ebenso das Violinspiel berücksichtigt. Als Geiger war Felix zunächst Schüler von Carl Wilhelm Henning in Hamburg, später von Eduard Rietz in Berlin. Die genialen Klangeffekte seiner frühen Streicherwerke, insbesondere des Oktetts, sind dieser gründlichen Ausbildung zu verdanken. In den zwölf Streichersinfonien haben sie ihre Vorläufer.

Diese Werke entstanden zwischen 1821 und 1823 in loser Folge. Am konzentriertesten arbeitete der Vierzehnjährige Felix im Frühjahr 1823 an den Sinfonien Nr. 9 bis 12. Die zehnte Sinfonie in h-Moll ist ein echtes Frühjahrsstück, beendet am 18. Mai 1823. Dennoch befleißigt sie sich eines geradezu Bachischen Ernstes. Der Höreindruck deckt sich mit dem, was Adele Schopenhauer über den Knaben Felix schrieb: „Er vereint zwei seltsame Naturen in sich: die eines wilden, fröhlichen Knaben und die eines schon reifen Künstlers, der mit Bedacht Fugen, Opern, Quatuors schreibt und gründlich das seine gelernt hat.“