Quintettsatz B-Dur, KV Anh. 91 (516c) | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Wolfgang Amadeus Mozart

Quintettsatz B-Dur, KV Anh. 91 (516c)

Quintettsatz B-Dur für Klarinette, zwei Violinen, Viola und Violoncello, KV 516 c

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1316

Satzbezeichnungen

Allegro

Erläuterungen

MOZARTS Hausfreund Anton Stadler, Solist der Kaiserlichen Hofkapelle und der führende Wiener Klarinettist seiner Zeit, taucht in der Biographie des Komponisten nicht nur als Adressat fast aller Klarinettenwerke auf, sondern auch als spöttisch “Ribislgesicht” (zu deutsch: Johannisbeergesicht) genanntes, leicht desorganisiertes Faktotum. Seiner “Schlamperei” ist es zuzuschreiben, daß unser Konzert statt von einem kompletten 2. Klarinettenquintett Mozarts nur von einem Quintettsatz in B eröffnet wird.
Bei letzterem handelt es sich um das Fragment KV Anh. 91, die in allen Stimmen voll ausgeführte Exposition eines Allegros für Klarinette und Streichquartett im Dreivierteltakt, das nach den ersten 4 Takten der Durchführung unvermittelt abbricht. Die Bruchstelle legt es nahe, daß der Satz einmal vollständig gewesen sein muß, ja, daß sich möglicherweise ein komplettes viersätziges Quintett anschloß. Anton Stadler hat es anscheinend zusammen mit den bis heute unauffindbaren Autographen des A-Dur-Quintetts und des Klarinettenkonzertes in einem Koffer auf Reisen vergessen.
Der mögliche Verlust eines 2. Klarinettenquintetts von Mozart wird durch die herrliche thematische Substanz des Bruchstückes und die Entstehungszeit noch schmerzlicher. Während man nämlich das Fragment früher in das Jahr 1787, also zwei Jahre vor das A-Dur-Quintett datierte, ist es heute durch die Papiersorte der Notenblätter eindeutig als Werk aus Mozarts Todesjahr 1791 identifiziert. Sein betont lyrischer, an die Zauberflöte gemahnender Stil macht dies auch musikalisch plausibel. Komplettierungsversuche hat es mehrere gegeben, die alle die authentische Exposition Mozarts mit nur wenigen Änderungen als Reprise verwendeten und eine mehr oder weniger lange Durchführung ergänzten. Der Freiburger Professor und Mozart-Spezialist Robert Levin nahm sich jedoch die Freiheit, eine ausführliche Coda anzufügen. Sie greift das Mozartsche Sechzehntelmotiv vom Beginn der Durchführung noch einmal auf und führt den Satz zu einem letzten, durch Vorhaltsketten geadelten Höhepunkt.

2001
W. A. MOZART
Quintettsatz B-Dur, KV 516c

Klarinetten waren an vielen Serenaden der Wiener Klassik beteiligt, wohl wegen ihres weichen und zugleich tragenden Tons. Mozart hat in seinen Wiener Jahren 1781-1791 neben reinen Bläserserenaden mit Klarinetten auch mehrere Quintettsätze von serenademhaftem Zuschnitt für Klarinette(n) und Streicher geschrieben. Adressat dieser Werke war der beste Wiener Klarinettist jener Zeit, Anton Stadler, der in der Biographie Mozarts auch als leicht desorganisiertes Faktotum auftaucht. Mozart nannte ihn liebevoll “Ribislgesicht” (auf hochdeutsch: Johannisbeergesicht), was wohl besagt, dass Stadler seinen schönen Ton nicht ohne Anstrengung hervorbrachte.

Neben einem Quintettfragment in F-Dur für Klarinette, Bassetthorn und Streichtrio, das Mozart nie vollendete, gibt es ein zweites in B-Dur, KV 516c, für Klarinette und Streichquartett, das vermutlich den einzigen erhaltenen Rest eines ehemals vollständigen Quintetts darstellt. Es handelt sich um ein Allegro im Dreivierteltakt, das bis zur Bruchstelle nach Beginn der Durchführung in allen Stimmen voll ausgeführt ist. Da Mozart diese Notierungsweise nur bei vollendeten Werken wählte, muss er das Allegro, vielleicht sogar ein ganzes viersätziges Quintett vollendet haben. Es wäre sein zweites Klarinettenquintett nach dem A-Dur-Quintett, KV 581, gewesen. Vermutlich ging es durch eine Schlamperei Stadlers verloren.

Der Verlust ist umso schmerzlicher, als es sich um ein Werk aus Mozarts Todesjahr 1791 handelt, wie die Papiersorte der Notenblätter beweist. Der lyrische, an die Zauberflöte gemahnende Stil macht dies auch musikalisch plausibel. Komplettierungsversuche hat es mehrere gegeben, die alle die authentische Exposition Mozarts mit nur wenigen Änderungen als Reprise verwendeten und eine mehr oder weniger neue Durchführung ergänzten. Der Mozart-Spezialist Robert Levin nahm sich die Freiheit, eine dramatische Coda anzufügen. In seiner kongenialen Fassung gehört der Satz zu den schönsten Perlen in der späten Wiener Kammermusik Mozarts.