Streichquintett "An der Bahre eines jungen Künstlers" | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Carl Nielsen

Streichquintett "An der Bahre eines jungen Künstlers"

„An der Bahre eines jungen Künstlers“ für Streichquintett

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1440

Satzbezeichnungen

Andante Lamentoso

Erläuterungen

1995
Carl Nielsen: An der Bahre eines jungen Künstlers (1910)

Carl Nielsen galt schon zu Beginn dieses Jahrhunderts als der größte Sinfoniker seines Heimatlandes Dänemark; in Deutschland ist er jedoch erst durch das Engagement von Dirigenten wie Herbert von Karajan bekannt geworden. Sein eigenwilliger Stil, der mahlersche Klangballungen mit einer merkwürdig klassizistischen Melodik verknüpft, erklärt sich aus der isolierten Situation der skandinavischen Länder in der Musikkultur der Romantik. Haydn-Sinfonien, Mozart-Quartette, Walzer und Polkas bildeten bis zum Beginn seines Studiums 1884 die einzige musikalische Quelle für Nielsens musikalische Begabung, die sich zunächst nur in der Militärmusik und in Tanzkapellen entfalten konnte – eine typische, auch bei Johan Svendsen zu beobachtende Grundlage. Erst am Kopenhagener Konservatorium kam er mit der klassischen Kompositionslehre in Berührung, erst im dortigen Opernorchester unter Svendsen mit der Musik Wagners. Ein Stipendium ermöglichte ihm 1890/91 ein kurzes Studium in Deutschland, doch im Gegensatz zu Svendsen oder auch Gade hat er sich nicht zu einem Kosmopoliten entwickelt.

Der „dänische Strauss“, wie ihn ein Wiener Kritiker nannte, hat im Umkreis seiner sechs bedeutenden Sinfonien nur wenige vergleichbar wertvolle Kammermusiken geschrieben. Zu ihnen zählt – neben dem in weiteren Villa Musica-Konzerten zu hörenden Bläserquintett – auch das Andante lamentoso für Streichquintett mit dem Titel Ved un ung Kunstlers Bare (An der Bahre eines jungen Künstlers). Es entstand 1910, als Nielsen in der Nacholge Svendsens die Kopenhagener Oper leitete und seine 3. Sinfonie schrieb. Das Andante erscheint wie ein kammermusikalisches Gegenstück zu den großen Adagios Gustav Mahlers, zumal es in der Programmatik auffallend an dessen 2. Sinfonie anknüpft. Nur von Ferne erinnert die pathetische Rhythmik des Hauptthemas an den Duktus eines Trauermarsches. Spätromantisch oszillierende Harmonik um die Tonart es-Moll und satter Streicherklang im Fortissimo prägen den Hautteil der dreiteiligen Liedform. Als deren Mittelteil fungiert ein Piano-Idyll in D-Dur. Nach der Reprise des Hauptteils klingt der Satz tröstlich in Es-Dur aus.