Trio C-Dur, op. 87 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Ludwig van Beethoven

Trio C-Dur, op. 87

Trio C-Dur, op. 87

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 156

Satzbezeichnungen

1. Allegro

2. Adagio

3. Menuetto. Allegro molto. Scherzo

4. Finale. Presto

Erläuterungen

Mit seinem C-Dur-Trio, op. 87, schuf Beethoven um 1795 das anspruchsvollste Werk einer weitgehend vergessenen Gattung der Wiener Kammermusik: des Bläsertrios für zwei Oboen und Englischhorn. Das Verdienst an der „Erfindung“ dieses Genres, an dem um 1800 erstaunlich viele Wiener Komponisten Interesse zeigten, kommt weniger Beethoven selbst als den Interpreten zu, für die er sein „Terzetto“, so der Originaltitel, komponiert hat: den Gebrüdern Teimer.

Mit einem „neuen Terzett für 2 Oboen und 1 englisches Horn, von der Erfindung des Herrn Wendt“ brillierten die drei Brüder 1793 im Weihnachtskonzert der Wiener Tonkünstler-Sozietät. In dieser alljährlich zur Weihnachtszeit stattfindenden Wohltätigkeitsakademie hatte schon zu Mozarts Zeit Kammermusik für Bläser ihren festen Platz. Außerdem war das Englischhorn seit Glucks „Orfeo ed Euridice“ in Wien ein populäres Instrument. Man kann davon ausgehen, dass Wendts Trio 1793 ein großer Erfolg war und die Gebrüder Teimer bei Beethoven zwei Stücke in der gleichen Besetzung bestellten: das besagte C-Dur-Trio und die Variationen über „Reich mir die Hand, mein Leben“ aus „Don Giovanni“. Letztere wurden nachweislich im Rahmen der Weihnachtsakadamie 1797 von dem Englischhornisten Philipp Teimer und seinem neuen Trio uraufgeführt. Das C-Dur-Terzett dürfte schon in den Jahren davor vom ursprünglichen Brüder-Terzett gespielt worden sein.

Missverständlich ist die hohe Opuszhal, unter der das „Terzetto“ viel später erst, wenn auch noch zu Lebzeiten des Komponisten publiziert wurde. Beethoven ließ es 1806 unter dem Titel Grand Trio bei dem renommierten Verlagshaus Artaria erscheinen, ohne ihm eine Opuszahl zu geben. Gleichzeitig kamen, wie es Beethovens Geschäftssinn entsprach, autorisierte Bearbeitungen für Streichtrio sowie Violine und Klavier heraus. Andere zeitgenössische Übertragungen sahen 2 Flöten und Bratsche, 3 Flöten sowie Oboen oder Klarinetten und Fagott vor. Manche von ihnen trugen die Opuszahl 29, was mit Beethovens Streichquintett C-Dur kollidierte, andere das Opus 66. Erst der authentische Werkkatalog aus dem Jahre 1819 war es, der dem Werk die heute übliche Stelle in Beethovens Oeuvre zuwies: Opus 87. Da der Meister zwischen der C-Dur-Messe, op. 86, und der e-Moll-Klaviersonate, op. 90, drei Opusnummern freigelassen hatte, rückten die Bearbeiter an diese Stelle das Trio und zwei weitere marginale Kompositionen ein.

Stilistisch ist das Terzetto ein typisches Frühwerk, was man auch an thematischen Beziehungen hören kann. So nimmt das Hauptthema des ersten Satzes unverkennbar das Seitenthema aus dem Kopfsatz der 2. Sinfonie vorweg. Mit ähnlichem Elan wie der spätere Sinfoniesatz ist auch der des Terzetto geführt. Seine Ausdehnung, sein modulatorischer Reichtum und seine anspruchsvolle Durchführungstechnik rechtfertigen den Titel Grand Trio der Erstausgabe. Wie fast stets beim frühen Beethoven ist der langsame Satz ein Adagio, kein Andante. Das schnelle Menuett ist schon in seinem Titel als „Scherzo“ kenntlich gemacht, während das Rondo einer durchaus Mozartischen Finallaune freien Lauf lässt.

2002
LUDWIG VAN BEETHOVEN
Trio, op. 87

Im Gegensatz zu Mozart, der in Konzerten, Quintetten und anderen großen Werken den Bläsern die anspruchsvollsten solistischen Aufgaben zutraute, hat Beethoven Bläserwerke nur als Gelegenheitsmusik betrachtet. Umso auffälliger ist, dass er gleich zwei Bläsertrios in der seltenen Besetzung mit zwei Oboen und Englischhorn komponierte: zum einen Variationen über ein Mozart-Thema, zum anderen das viersätzige Trio Opus 87. Zu beiden Stücken wurde Beethoven durch ein Wiener Bläsertrio angeregt, die Brüder Johann, Franz und Philipp Teimer, die im Dezember 1793 zum ersten Mal die Wiener mit einem solchen Oboentrio überraschten. Ihres Aufführung eines Trios von dem Böhmen Johann Wendt muss ein solcher Erfolg gewesen sein, dass sich Beethoven entschloss, auch für das Oboenbrüdertrio zu schreiben. Da dessen Besetzung freilich alles andere als gängig war, wurden seine Stücke schon bald nach ihrer Entstehung 1794 in Bearbeitungen veröffentlicht. Das Trio, op. 87, erschien für zwei Violinen und Viola, für drei Flöten oder für zwei Oboen bzw. Klarinetten und Fagott. Auf die letztere Fassung geht die Version unseres Programms zurück.

Die verwirrend hohe Opuszahl erhielt das Trio von Beethovens Verlegern. Der Meister selbst, der das Werk ursprünglich als Terzetto bezeichnet hatte, ließ es 1806 unter dem Titel Grand Trio bei dem renommierten Verlagshaus Artaria erscheinen, ohne ihm eine Opuszahl zu geben. Gleichzeitig kamen, wie es Beethovens Geschäftssinn entsprach, autorisierte Bearbeitungen für Streichtrio sowie Violine und Klavier und die bereits erwähnten Arrangements heraus. Manche von diesen Fassungen trugen die Opuszahl 29, was mit Beethovens Streichquintett kollidierte, andere die Nummer 66. Erst der authentische Werkkatalog aus dem Jahre 1819 wies dem Werk die heute übliche Stelle in Beethovens Oeuvre zu, da der Meister zwischen der C-Dur-Messe, op. 86, und der e-Moll-Klaviersonate, op. 90, drei Opusnummern freigelassen hatte.

Stilistisch ist das Terzetto ein typisches Frühwerk, was man auch an thematischen Beziehungen hören kann. So nimmt das Hauptthema des ersten Satzes unverkennbar das Seitenthema aus dem Kopfsatz der Zweiten Sinfonie vorweg. Mit ähnlichem Elan wie der spätere Sinfoniesatz tritt auch der des Terzetto auf. Seine Ausdehnung, sein modulatorischer Reichtum und seine anspruchsvolle Durchführungstechnik rechtfertigen den Titel Grand Trio der Erstausgabe.
Wie stets beim frühen Beethoven ist der langsame Satz ein Adagio, kein Andante, wobei der Zusatz cantabile („gesanglich“) genau den von Beethoven intendierten Effekt einer „Opernarie“ für drei Bläser trifft. Das schnelle Menuett ist schon in seinem Untertitel als „Scherzo“ bezeichnet, während das Rondo einer durchaus mozartischen Finallaune freien Lauf lässt.