Oktett A-Dur, op. 3 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Johan Severin Svendsen

Oktett A-Dur, op. 3

Oktett A-Dur für vier Violinen, zwei Violen und zwei Violoncelli, op. 3

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1920

Satzbezeichnungen

1. Allegro risoluto ben marcato

2. Molto Allegro scherzoso

3. Andante sostenuto

4. Finale. Moderato. Allegro assai con fuoco

Erläuterungen

1995
Johan Svendsen: Oktett, op. 3

Für einen jungen Musiker im Norwegen des mittleren 19. Jahrhunderts gab es nur einen Weg, um zu einer standesgemäßen Ausbildung als Solist oder Komponist zu gelangen: ein Studium in Deutschland. Zu eben diesem machte sich 1862 der 22jährige Geiger Johan Svendsen auf. Ausgebildet in Militärkapellen, beeindruckt von Beethovens Sinfonien, die in Norwegen noch als Neuland galten, pilgerte er auf eigene Kosten ins Zentrum der europäischen Romantik: nach Leipzig. Da ihm in Lübeck das Geld ausging, wandte er sich an den Norwegischen Konsul, der von seinem Geigenspiel so beeindruckt war, daß er ein königliches Stipendium für Svendsen erwirkte. Dies war der Anfang der internationalsten Karriere, die ein skandinavischer Musiker im 19. Jahrhundert durchlaufen hat: 1863-67 Studium in Leipzig (Geige bei David, Komposition bei Hauptmann und Reinecke), 1867 Studienreise mit dem Verleger Brockhaus, 1868 Auftritte in Paris, begleitet von Saint-Saens, im gleichen Jahr ein Gastspiel in Weimar, 1871 Heirat mit einer New Yorker Jüdin, die sich später taufen ließ – mit Cosima und Richard Wagner als Taufpaten! 1872 Einladung als Geiger ins erste Bayreuther Wagnerorchester, 1872-74 Leitung der königlichen Sinfoniekonzerte in Norwegen gemeinsam mit Grieg – ein unvergessener Höhepunkt in der Konzertgeschichte des Landes -, 1877 Rom, 1878 London, wo Sarasate seine Streicherkammermusik aufführte, 1881 norwegische Erstaufführung von Beethovens Neunter, 1883 Ernennung zum Dirigenten der Königlichen Oper in Kopenhagen, wo Svendsen den Rest seines Lebens verbrachte.

Seine unfehlbar klare Schlagtechnik und sein hypnotischer Blick waren die Markenzeichen des bedeutendsten skandinavischen Dirigenten seiner Zeit; dies konnte u. a. der junge Carl Nielsen bestätigen, der unter Svendsen 1889-1905 im Kopenhagener Orchester spielte. Als Komponist hatte Svendsen nach den bewundernden Worten seines Freundes Grieg “all das, was ich nicht habe”, also eine selbstverständliche Beherrschung der klassischen Formen und eine natürliche Begabung zur Instrumentation. Seinen Stil charakterisierten schon die Zeitgenossen als kosmopolitisch. Trotz etlicher norwegischer Anregungen ist er der internationalen Romantik zuzurechnen.