Trio B-Dur, op. 11 ("Gassenhauer-Trio") | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Ludwig van Beethoven

Trio B-Dur, op. 11 ("Gassenhauer-Trio")

Trio B-Dur für Klarinette (oder Violine), Violoncello und Klavier, op. 11 („Gassenhauer-Trio“)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 199

Satzbezeichnungen

1. Allegretto con brio

2. Adagio

3. Tema: Pria ch’io l’impegno. Allegretto

Erläuterungen

Selten erwies Beethoven der Unterhaltungsmusik seiner Zeit seine Reverenz, und wenn er – wie im B-Dur-Trio, op. 11 – gar einen Gassenhauer zum Thema für Variationen wählte, so hatte das besondere Gründe. Das Finalthema des Trios stammt von Joseph Weigl, dem populärsten Wiener Opernkomponisten um 1800. Unter dem Erfolg seiner Opern hatte noch Franz Schubert zu leiden, und Beethoven soll es später oft bereut haben, ein Weigl-Thema durch seine Variationen geadelt zu haben. Das Terzett Pria ch’io l’impegno aus Weigls Kassenschlager L’amore marinaro (Der Korsar) war in Wien um 1800 in aller Munde. Dennoch hätte Beethoven dem Reiz der Melodie sicher widerstanden, wenn ihn nicht der Klarinettist, für den er das Trio schrieb (wahrscheinlich Joseph Beer), ausdrücklich um Variationen darüber gebeten hätte. Das Trio erschien 1798 im Druck, und wurde 1800 von Beethoven selbst öffentlich gespielt. Der Pariser Klaviervirtuose Daniel Steibelt nahm diese Aufführung zum Anlass, sich mit Beethoven zu messen und eigene Variationen über das Thema vorzutragen. Beethoven improvisierte daraufhin gereizt über die Cellostimme eines Quintetts von Steibelt, die er umgekehrt aufs Notenpult legte!

Der bedeutendste Satz des sogenannten „Gassenhauertrios“ ist der erste „mit seinem kühnen, stolz gerichteten Grundzuge, … stellenweise mit einer gewissen Feierlichkeit“ (A. W. Thayer). Das kurze Adagio, obwohl nur eine Art Überleitung zum Finale, kann durch seine ausdrucksstarke Melodik zu den schönsten Einfällen des frühen Beethoven gerechnet werden. Dem Charme des Gassenhauers im Finale – um nicht zu sagen seiner Renitenz als echter Ohrwurm? kann man sich schwerlich entziehen, noch weniger freilich der Bewunderung für die Fülle der Kunst, mit der Beethoven diesen Schlager durch seine Variationen nobilitiert hat. Schon die Zeitgenossen vermerkten wohlwollend, dass der Meister hier „die faden Leyersachen von öfters berühmtern Männern weit hinter sich zurück liess“, ohne allzu künstlich zu werden. Das Trio sei „doch fließender als manche anderen Sachen vom Verfasser“ und „mehr natürlich, als gesucht“ geschrieben.

2003
LUDWIG VAN BEETHOVEN: Gassenhauer-Trio, op. 11

Wer schon kurz nach 1800 in Paris Noten von Beethovenstücken kaufen wollte, der musste sich mitunter gedulden: Das 1798 in Wien herausgekommene Klaviertrio Opus 11 des Meisters war erst ab 1805 in Frankreich zu erwerben. Es dürfte sich dort ähnlicher Beliebtheit erfreut haben wie in Wien, hat Beethoven hier doch einen in ganz Europa bekannten Schlager verarbeitet.
Jener „Gassenhauer“ – das Thema der Variationen, mit denen das Trio schließt – stammt von Joseph Weigl, einem populären Wiener Opernkomponisten um 1800. Unter dem Erfolg seiner Opern hatte noch Franz Schubert zu leiden, und Beethoven soll es oft bereut haben, ein Weigl-Thema durch seine Variationen geadelt zu haben.

Das Terzett Pria ch’io l’impegno aus Weigls Kassenschlager L’amore marinaro (Der Korsar) war in Wien um 1800 in aller Munde. Dennoch hätte Beethoven dem Reiz der Melodie sicher widerstanden, wenn ihn nicht der Klarinettist, für den er das Trio schrieb, ausdrücklich um Variationen darüber gebeten hätte. Das Trio wurde 1800 von Beethoven selbst öffentlich gespielt. Der Pariser Klaviervirtuose Daniel Steibelt nahm diese Aufführung zum Anlass, sich mit Beethoven zu messen und eigene Variationen über das Thema vorzutragen. Beethoven improvisierte daraufhin gereizt über die Cellostimme eines Quintetts von Steibelt, die er umgekehrt aufs Notenpult legte! Die Geschichte beweist, dass man den „Gassenhauer“ auch in Paris kannte und schätzte.

Der bedeutendste Satz des Trios ist der erste „mit seinem kühnen, stolz gerichteten Grundzuge, … stellenweise mit einer gewissen Feierlichkeit“ (A. W. Thayer). Das kurze Adagio, obwohl nur eine Art Überleitung zum Finale, kann durch seine ausdrucksstarke Melodik zu den schönsten Einfällen des frühen Beethoven gerechnet werden. Dem Charme des Gassenhauers im Finale – ein echter Ohrwurm? kann man sich schwerlich entziehen, noch weniger freilich der Bewunderung für die Kunst, mit der Beethoven diesen Schlager durch variierend nobilitiert hat. Schon die Zeitgenossen vermerkten wohlwollend, dass der Meister hier „die faden Leyersachen von öfters berühmtern Männern weit hinter sich zurück liess“, ohne allzu künstlich zu werden. Das Trio sei „doch fließender als manche anderen Sachen vom Verfasser“ und „mehr natürlich, als gesucht“ geschrieben.