"Rondell" | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Isang Yun

"Rondell"

Trio für Oboe, Klarinette und Fagott , “Rondell”

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2137

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

Der koreanische Komponist Isang Yun ist der prominenteste Fall eines Musikers, der sowohl während des II. Weltkriegs als auch im Kalten Krieg zum “Opfer der Gewalt” wurde. Da er sich nach dem Kriegseintritt Japans 1941 am Befreiungskampf Koreas beteiligt hatte, wurde er, obschon in Osaka und Tokyo ausgebildet, dennoch 1943 vonden Japanern gefoltert. Am 17. Juni 1967 wurde der mittlerweile in Berlin lebende Komponist durch den südkoreanischen Geheimdienst nach Seoul verschleppt und dort der Spionagetätigkeit für Nord-Korea angeklagt. Im Gefängnis mußte Yun Folter ertragen, und nur die massive Intervention der westlichen Musikwelt konnte verhindern, daß die lebenslange Freiheitsstrafe, zu der er verurteilt worden war, auch vollstreckt wurde. In einer beispiellosen Rettungsaktion gelang es ein einziges Mal, einen großen Komponisten vor der Gewalt zu bewahren, die so viele Musiker dieses Jahrhunderts das Leben kostete. Seit 1969 lebt Yun wieder in Berlin, 1971 erwarb er die deutsche Staatsangehörigkeit. Er lehrte in Hannover sowie 1970-85 an der Berliner Hochschule der Künste. Am 7. Mai 1993 war bei einem Parlando-Abend in der Villa Musica zu Gast.

Mit Yuns Musik gelangt der westliche Hörer in eine andere Welt von Bläsertradition und -klang. Die Rolle, die die europäische Kunstmusik den Holzblasinstrumenten zugedachte – durch ihre Kantilene den Gesang nachzuahmen – wird durch eine gänzlich andere ersetzt. In der chinesisch-koreanischen Hofmusik, auf deren Traditionen sich Yun besann, gelten außerordentlich differenzierte Formen der Klang-erzeugung und Klangfarben, die sich vom Naturlaut und dem Material der Instrumente herleiten. Zugleich folgt die Musik anderen Vorstellungen von Verlauf, wie Yun selbst es beschrieb: “Für das europäische Publikum hat Musik selbstverständlich eine formale Struktur. Die asiatische Musik strömt, sie kommt aus sich selbst und bleibt sich immer gleich. Deshalb habe ich meine Musik als Bewegtheit in der Unbewegtheit definiert. Wenn Sie asiatische Musik hören, so erklingt zwei, drei Stunden lang immer dasselbe. Erst wenn man genau beobachtet, stellt man fest, daß es nie genau dasselbe ist. Immer wird etwas differenziert, verändert.” Obwohl Yun schon 1956 nach Westeuropa kam und in Berlin und Paris Anschluß an die westliche Avantgarde suchte, hat er sich in seiner Musik das koreanische Wesen bewahrt. “Er ist ungestüm, aber zugleich wie das kristallklare Wasser eines anmutig dahinfließenden Gebirgsbaches. Dort (in Korea) fällt kein dunkler Schatten (wie bei Japanern so häufig)”, schrieb der Japaner Toru Takemistu über den bewunderten Kollegen.

Rondell für Oboe, Klarinette und Fagott komponierte Yun für das Berliner Bläser-Trio. Seine Mitglieder, Günther Passin, Oboe, Hans Hartmann, Klarinette, und Hans Lemke, Fagott, brachten es am 30. September 1975 in Bayreuth zur Uraufführung.

08. + 09.09.1996:

ISANG YUN, der im letzten Jahr verstorbene koreanische Komponist, wurde im Westen als politisch Verfolgter bekannt. Bereits im II. Weltkrieg von den Japanern gefoltert, wurde der mittlerweile in Berlin Lebende 1967 durch den südkoreanischen Geheimdienst nach Seoul verschleppt und dort der Spionage für Nord-Korea angeklagt. Im Gefängnis mußte er erneut die Folter ertragen, und nur die massive Intervention der Musikwelt konnte verhindern, daß die lebenslange Freiheitsstrafe, zu der er verurteilt worden war, auch vollstreckt wurde. Seit 1969 lebte Yun wieder in Berlin, 1971 erwarb er die deutsche Staatsangehörigkeit. Er lehrte in Hannover sowie 1970-85 an der Berliner Hochschule der Künste.
Mit Yuns Musik gelangt der westliche Hörer in eine andere Welt von Bläsertradition und -klang. Die Rolle, die die europäische Kunstmusik den Holzblasinstrumenten zugedachte – durch ihre Kantilene den Gesang nachzuahmen – wird durch eine gänzlich andere ersetzt. In der chinesisch-koreanischen Hofmusik, auf deren Traditionen sich Yun besann, gelten außerordentlich differenzierte Formen der Klangerzeugung und Klangfarben, die sich vom Naturlaut und dem Material der Instrumente herleiten. Zugleich folgt die Musik anderen Vorstellungen von Verlauf, wie Yun selbst es beschrieb: “Für das europäische Publikum hat Musik selbstverständlich eine formale Struktur. Die asiatische Musik strömt, sie kommt aus sich selbst und bleibt sich immer gleich. Deshalb habe ich meine Musik als Bewegtheit in der Unbewegtheit definiert. Wenn Sie asiatische Musik hören, so erklingt zwei, drei Stunden lang immer dasselbe. Erst wenn man genau beobachtet, stellt man fest, daß es nie genau dasselbe ist. Immer wird etwas differenziert, verändert.”
“Er ist ungestüm, aber zugleich wie das kristallklare Wasser eines anmutig dahinfließenden Gebirgsbaches. Dort (in Korea) fällt kein dunkler Schatten (wie bei Japanern so häufig)”, schrieb der Japaner Toru Takemistu über den bewunderten Kollegen.
Rondell für Oboe, Klarinette und Fagott komponierte Yun für das Berliner Bläser-Trio. Seine Mitglieder, Günther Passin, Oboe, Hans Hartmann, Klarinette, und Hans Lemke, Fagott, brachten es am 30. September 1975 in Bayreuth zur Uraufführung.