Ungarische Tänze, op. 103,5 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Johannes Brahms

Ungarische Tänze, op. 103,5

Ungarischer Tanz g-Moll für Violine und Klavier, op. 103,5

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2195

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

Johannes Brahms hat seine vier Hefte Ungarische Tänze 1869 und 1880 ohne Opuszahl veröffentlicht, wohl in dem Bewusstsein, dass es sich nicht um Kompositionen, sondern um Arrangements ungarischer Volksmelodien handelte. Dies hat ihm nicht nur ungeheure Popularität, sondern auch absurde Plagiatsvorwürfe seitens ungarischer Musiker eingetragen, gegen die sein Verleger Simrock in einer Streitschrift antwortete. „Brahms schwieg – und das war die beste Antwort. Niemals ist bessere Musik populärer geworden, als diese Ungarischen Tänze! Schon als vierhändige Clavierstücke an und für sich betrachtet, zeigen sie eine Fülle neuer technischer und klanglicher Erscheinungen, dem unter gleichartigen Compositionen nichts an die Seite zu stellen ist.” (Heinrich Reimann)

Wir hören die beiden berühmtesten Nummern dieses Zyklus’ in der Fassung für Violine und Klavier, wie sie nicht nur Brahms’ Freund Joseph Joachim in seinen Konzerten spielte. Auch Brahms selbst hat viele dieser Melodien in Versionen für Violine und Klavier kennen gelernt, als der mit 19 Jahren den ungarischen Geiger Eduard Rémenyi, einen engen Freund Franz Liszts, auf Konzerttourneen begleitete. Die Beiden spielten damals regelmäßig ungarische Tänze und Zigeunerweisen in Fassungen für Violine und Klavier – das Urbild jener Tänze, die Brahms später für Klavier zu vier Händen herausgeben sollte.

Die Liebe des Hanseaten Brahms zur ungarischen Musik reic hte aber noch weiter zurück, in seine Hamburger Jugendjahre. 1849 warteten hunderte von ungarischen Aufständischen in Hamburg auf die Schiffe, die sie ins amerikanische Exil bringen sollten. Auf Befehl Kaiser Franz Josephs hatten österreichische Truppen der ersten ungarischen Republik ein blutiges Ende bereitet. Die geflohenen Freiheitskämpfer sangen und spielten in Hamburg ihre Volksmelodien, während ihnen ein sechzehnjähriger Pianist aus dem Gängeviertel ehrfürchtig lauschte: der junge Brahms.