Klarinettenquintett A-Dur, op. 146 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Max Reger

Klarinettenquintett A-Dur, op. 146

Quintett A-Dur für Klarinette, zwei Violinen, Viola und Violoncello, op. 146

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2270

Satzbezeichnungen

1. Moderato ed amabile

2. Vivace – Un poco meno mosso

3. Largo

4. Poco allegretto (Thema mit Variationen)

Erläuterungen

MAX REGERS Klarinettenquintett ist – wie Mozarts Quintettsatz und die beiden folgenden Werke unseres Programms – ein Spätwerk. Reger schrieb es 1915, ein Jahr vor seinem überraschenden Tode. Die Uraufführung im November 1916 war so von dem Nimbus des Opus ultimum, der letzten vollendeten Komposition umgeben, was auch die Rezensionen prägte: “Über dem elegischen Werk ruht es wie der tiefe, heilige Friede eines milden Herbstabends, den die letzten Strahlen der sinkenden Sonne in ein leuchtendes Gold kleiden.” (Signale für die musikalische Welt 74); “so hat er sich selbst den ergreifendsten Nachgesang geschaffen” (Stuttgarter Neues Tagblatt). Inwieweit solche Assoziationen bei einem auf der Höhe seines Schaffens stehenden, 42jährigen Komponisten gerechtfertigt sind, mag dahin gestellt bleiben. Fest steht jedoch, daß das Quintett in seiner stillen, introvertierten Haltung und seinem feinen, durchsichtigen Klang die pathetischen Töne früherer Reger-Werke meidet.
Mozarts B-dur-Satz noch im Ohr, kann man zu Beginn im menuettartig schwingenden Dreiertakt sogar Affinitäten erkennen, wenn auch verfremdet durch die avancierte Harmonik Regers. Sie setzen sich in der elegischen Stimmung des Seitenthemas und vor allem im Variationenfinale fort. Das Seitenthema, nach zwei solistischen Klarinettentakten von den Streichern eingeführt, bekennt sich andererseits unverhohlen zu Brahms: die Klarinette zitiert das fallende Terzmotiv aus Takt 3 des Brahmsquintetts. Dieses Motiv wird in verwandelter Gestalt zum Ausgangspunkt der Durchführung wie der Coda, so daß der Satz insgesamt wie eine Huldigung an die beiden großen Vorbilder erscheint.
Nach seinen freundlichen Stimmungslagen amabile, tranquillo und dolce ist das Scherzo – anders als bei Mozart und Brahms – vorgezogen. Es webt einen filigranen Klangteppich aus Klarinettenlegato, Bratschenstaccato (zwei gegen drei) und gedämpftem Pizzicato der anderen Streicher. Daß allein die Bratsche ohne Dämpfer bleibt, hat seine Konsequenzen: im Trio folgt sie der Klarinette im Kanon, in der Reprise des Hauptteils erhält sie die Melodie. Durch die leisen Tönen auch dieses Satzes fällt die größte Emphase erstaunlicherweise dem Largo zu. Es beginnt – wie die langsamen Sätze bei Mozart und Brahms – als ruhiger hoher Gesang der Klarinette, schwingt sich dann aber zu Agitato-Ausbrüchen auf. Dazwischen kehrt zweimal das elegische Seitenthema aus dem ersten Satz wieder.
Das Finale knüpft durch seine Variationenform, vor allem aber durch sein heiteres Thema ein letztes Mal an Mozart an. Reger betonte in den sieben Variationen mit Coda jedoch stärker als sein mit solistischem Hervortreten der Instrumente arbeitendes Vorbild den Tuttiklang und schuf hochvirtuose Klanggewebe aus Klarinette und Streichern.