Quintett D-Dur, op. 11,6 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Johann Christian Bach

Quintett D-Dur, op. 11,6

Quintett D-Dur für Flöte, Oboe, Violine, Viola und Violoncello, op. 11,6

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2423

Satzbezeichnungen

1. Allegro

2. Andantino

3. Allegro assai

Erläuterungen

JOHANN CHRISTIAN BACH, der jüngste Sohn Johann Sebastians, ist als „Londoner Bach“ in die Geschichte eingegangen. Er steht stellvertretend für jene aus Deutschland und Italien eingewanderten Komponisten, die die englische Musik des 18. Jahrhunderts prägten. Als einziger Bach-Sohn verließ er Deutschland, ging nach Italien und wurde, nachdem er zum katholischen Glauben übergetreten war, 1760 Domorganist in Mailand. Schon wenig später konnte er seine ersten Opernerfolge in Turin und Neapel feiern. Da man im Norden über die Karrieren junger Opernkomponisten in Italien bestens unterrichtet war, ließ eine Einladung nach London nicht lange auf sich warten. Zunächst nur Haus-Arrangeur des King’s Theatre, wurde Bach bald der führende Opernkomponist der Metropole, was wiederum zu Opernaufträgen aus Mannheim und Paris führte. Dank des väterlichen Unterrichts am Cembalo wurde er zugleich Musikmeister der englischen Königin und – zusammen mit dem deutschen Gambisten Abel – ein höchst erfolgreicher Konzertunternehmer, der den Profit aus seinen beliebten Sinfonien selbst verbuchen konnte. Nicht nur als Meister der Opera seria, sondern auch in dieser Eigenschaft als Unternehmer- und Solisten-Persönlichkeit war er der eigentliche Nachfolger Händels in London.
Obwohl seine letzten Lebensjahre von schwindendem Ruhm und Alkoholismus überschattet waren, blieb seine Musik auch über seinen frühen Tod hinaus populär, wie z. B. die Koblenzer Konzertprogramme der Zeit erweisen. Heute dagegen spielt Bach wie die meisten Komponisten seiner Generation kaum eine Rolle im Konzertleben. Dabei kann man Spuren seines Stils bis zu einem viel berühmteren Kollegen, nämlich Mozart, weiterverfolgen. Seit seinem Londoner Aufenthalt 1764/65 war der Salzburger ein glühender Bewunderer Bachs, was sich auch in seinen späteren Werken immer wieder an Themenzitaten und Bach-ähnlichen Wendungen zeigt.
Beiden Komponisten gemeinsam war die Suche nach einem Stil, der den „gründlichen Satz“ der Deutschen mit der Melodiösität der Italiener verband. Bach ist diese Synthese in seinen gedruckten Werken auf bezaubernde Weise geglückt, wie Leopold Mozart feststellte: „Hat denn Bach in London jemals anderes als dergleichen Kleinigkeiten herausgegeben? Der gute Satz, il filo, unterscheidet den Meister vom Stümper.“
Die bedeutendsten jener „Kleinigkeiten“, die Bach im Druck herausgab, waren die sechs Quintette, op. 11, die er nach dem ersten Besuch in Mannheim 1774 dem pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor widmete. Durch die Besetzung mit Flöte, Oboe und Streichtrio huldigte er dem kunstliebenden pfälzischen Souverän, der selbst mit Vorliebe die Flöte spielte. Für einzelne der Quintette sind andererseits Aufführungen in den Abendmusiken der englischen Königin belegt, so daß es sich durchaus um „englische“ Musik handelt. Das D-Dur-Quintett beginnt mit einem der für Bach charakteristischen „singenden“ Allegrosätze, in dem Flöte und Oboe beständig dialogisieren. Die Natürlichkeit der Melodik und der harmonischen Fortschreitung entspricht dem Stildeal der Zeit, das im pastoralen Mittelsatz und dem ländlichen Rondothema des Finales dem Geist eines „Zurück zur Natur“ huldigt.

1999:
Auch der jüngste Sohn Johann Sebastians verbrachte unbeschwerte Stunden am Mannheimer Musenhof. Carl Theodor lud ihn 1771 nach Mannheim und Schwetzingen ein, erteilte ihm drei repräsentative Opernaufträge und machte Bach für kurze Zeit zum viel bewunderten Mittelpunkt des glänzenden Mannheimer Musiklebens. In ihrem filigranen Klang und der zarten, frühklassischen Melodik spiegeln seine Quintette aus dieser Zeit ganz die Atmosphäre des Mannheimer Musenhofs wider; sie wirken wie das klingende Pendant zur lichtdurchfluteten Schönheit des Schwetzinger Schlossparks.

In die MUsikgeschichte ist er als der „Mailänder“ oder „Londoner Bach“ eingegangen. Als einziger Bach-Sohn verließ er Deutschland, ging nach Italien und wurde, nachdem er zum katholischen Glauben übergetreten war, 1760 Domorganist in Mailand. Da es für einen Kirchenmusiker des Rokoko durchaus nicht anrührig war, Opern zu schreiben, konnte er wenig später seine ersten Opernerfolge in Turin und Neapel feiern. Als Hauskomponist des King’s Theatre, in London erreichte seiner europäischer Ruhm seinen Höhepunkt. Kammermusik war für den Opernkomponisten und berühmten Symphoniker zwar nur ein Nebenschauplatz, aber ein einträglicher. Leopold Mozart jedenfalls stellte im Hinblick auf die galanten Trios, Quartette und Quintette des Komponisten fest: „Hat denn Bach in London jemals anderes als dergleichen Kleinigkeiten herausgegeben? Der gute Satz, il filo, unterscheidet den Könner vom Stümper.“ Zu diesen Kleinigkeiten,die Bach im Druck herausgab, gehören auch die Quartette, op. 19, für zwei Flöten, Bratsche und Bass,

2003

JOHANN CHRISTIAN BACH
Quintett D-Dur

Johann Christian Bach, des Thomaskantors jüngster Sohn, war in der bedeutendste Exponent des singenden italienischen Stils in der Instrumentalmusik vor Mozart. Aufs angenehmste wusste er italienisches Cantabile mit deutscher Gründlichkeit im Satz zu verbinden, so dass selbst die „Kleinigkeiten“ seiner Muse – Trios, Quartette und Quintette – den Stempel des Meisters tragen. Dies erkannte kein Geringerer als Leopold Mozart, der an seinen Sohn Wolfgang schrieb: „Hat denn Bach in London jemals anderes als dergleichen Kleinigkeiten herausgegeben? Der gute Satz, il filo, unterscheidet den Meister vom Stümper.“ Eben dieses unterscheidet auch unser D-Dur-Quintett von Bach von jenen stümperhaften Kammermusiken der Klassik, die Mozart in seinem Musikalischen Spaß parodierte.

Als einziger Bach war Christian zum katholischen Glauben übergetreten, in Italien als Opernkomponist zu Ruhm gelangt und als italophiler Deutscher auf englischem Boden zum europäischen Musikstar avanciert – wie Händel vor ihm. In der Kammermusik waren wie gesagt „Kleinigkeiten“ seine Spezialität. Deren bedeutendste sind jene sechs Quintette, op. 11, die er nach einem Operngastspiel am Mannheimer Hof 1774 dem pfälzischen Kurfürsten Carl Theodor widmete. Die Flöte huldigt dem pfälzischen Souverän, der selbst ein Flötist war; die restlichen vier Stimmen sind wahlweise mit Streichquartett oder Oboe und Streichtrio zu besetzen. Auch in den Abendmusiken der englischen Königin fand man an diesen duftigen Stücken gefallen, die so klingen, wie Gainsborough malte. Das D-Dur-Quintett beginnt mit einem der für Bach charakteristischen „singenden“ Allegrosätze, in dem Flöte und erste Violine beständig dialogisieren. Die Natürlichkeit der Melodik und der harmonischen Fortschreitung entspricht dem Stildeal der Zeit, das im pastoralen Mittelsatz und dem ländlichen Rondothema des Finales dem Geist eines „Zurück zur Natur“ huldigt.