Streichquartett, op. 2 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Wolfgang Rihm

Streichquartett, op. 2

Quartett Nr. 1 für 2 Violinen, Viola und Violoncello, op. 2

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2446

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

WOLFGANG RIHM hat sich selbst als Schumanns Schüler im Geiste bezeichnet, und diese Haltung, ein zwischen Florestan und Eusebius hin- und hergerissener, quasi-romantischer Gefühlsgehalt, bestimmt auch sein 1970 geschriebenes 1. Streichquartett, op. 2. Es stammt aus einer Zeit, als sich der junge, noch unbekannte Karlsruher Komponist gerade erst anschickte, mit seinen vom Affekt getragenen Klängen in der dogmatischen Avantgarde der 70er Jahre eine Revolution auszulösen. Er brach mit deren rigiden Konstruktionsgesetzen und bekannte sich rückhaltlos zu einem direkt in die Struktur der Musik einfließenden Ausdruck:
“Der schöpferische Typus Schönberg – in seiner Heißheit – (ich würde fast sagen – Hitze -, aber ich sage Heißheit!) und in der Glut der Artikulationsformen, die ja schon allein, indem sie artikuliert werden, sich verbiegen vor ihrer Energie, liegt mir am nächsten, als Ideal. Wenn ich gefragt würde, dann möchte ich das doch als sehnlichsten Wunsch sagen, so komponieren zu können…”. Besonders nahe kam Rihm diesem Ideal in seinen Streichquartetten, die ganz nach dem Vorbild Schönbergs als ästhetische Manifeste zu verstehen sind, dabei aber unwillkürlich entstanden: “Ich bin jetzt mitten in dem Quartett … ich bin auch mitten in dem Ende des Quartetts, wie ich spüre, … Es gehört zu den Stücken, die so am Leib getragen werden..,” bekannte der Komponist während der Arbeit an seinem 6. Quartett. Dieser unmittelbare, nicht gefilterte Schaffensprozeß macht es unmöglich, das Romantische in Rihms Musik, etwa im 1. Quartett, dingfest zu machen, wie auch Rihm selbst den Musikern des Leipziger Streichquartetts gegenüber bekannte. Das achtminütige Quartett spricht für sich selbst.