"Dance-Suite" | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Leonard Bernstein

"Dance-Suite"

“Dance-Suite” für Blechbläserquintett

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 254

Satzbezeichnungen

1. Dancisca (for Anthony)

2. Waltz (for Agnes). Tempo die Valse (leggiero)

3. Bi-Tango (for Misha). Allegretto grazioso

4. Two-Step (for Mr. B). Allegretto leggeremente

5. MTV (for Jerry). Cool. (Doppio più presto ) Driving

Erläuterungen

ZWEI STARDIRIGENTEN prägen die zweite Hälfte unseres Programms: Leonard Bernstein und André Previn.
DER DÜMMLICHE DIALOG der Fernsehserie Miami Vice war die Ursache für den Schlußsatz der Dance Suite, den der schon todkranke Lenny Bernstein 1989 als Persiflage auf das Fernsehen schrieb. Der New Yorker Dirigent und Komponist, zeitlebens ein scharfer Beobachter und Kritiker seiner Zeit, hatte auch sein Musical West Side Story ursprünglich als Auseinandersetzung mit einem Zeitproblem – dem Aufkommen der Jugendgangs in den USA – gedacht. Bernstein und sein Textdichter Sondheim wollten ihre moderne Variante des Romeo und Julia-Stoffes ursprünglich unter ganz anderen Bedingungen an der New Yorker East Side spielen lassen, als während der Arbeit Unruhen unter den Jugendbanden der West Side aufkamen. Dies inspirierte sie zur Umarbeitung der Handlung und zu dem neuen Titel.
DANCE SUITE nannte Bernstein sein letztes, wenige Monate vor seinem Tod vollendetes Werk, das er, wie so viele, für Tänzer schrieb. Die Suite wurde im Januar 1990 in der Metropolitan Opera zum 50jährigen Bestehen des American Dance Theater uraufgeführt, allerdings nur konzertant. Dennoch ist der Ballettcharakter den Sätzen noch anzumerken.
Jeder von ihnen wurde einem berühmten Choreographen-Freund des Komponisten gewidmet: Antony Tudor, Agnes de Mille, Mikhail Baryshnikov, George Balanchine und Jerome Robbins. Darüberhinaus hängen alle fünf Sätze mit privaten Begebenheiten aus Bernsteins letzten Lebensmonaten zusammen. Dancisca ist ein Wortspiel mit dem ersten Vornamen seiner Enkelin Francisca, der er den Satz ursprünglich als Klavierstück geschenkt hatte. Den ironischen Walzer hatte Bernstein zunächst als The NEA Forever March bezeichnet, ein bitterer Kommentar zu der von Präsident Bush angebotenen “National Medal of Arts”. Bernstein hatte diese Auszeichnung abgelehnt, nachdem die Bundesbehörde NEA (National Endowment for the Arts) einer gemeinnützigen Galerie in New York wegen einer AIDS-Ausstellung die Zuschüsse gestrichen hatte. So fand die Verleihung der anderen Medaillen ohne “Mr. Bernstein” statt, was dieser mit dem besagten Marsch bzw. Walzer kommentierte. “Und der Präsident war ein sehr liebenswürdiger Gastgeber. Und so hatte jeder seinen Spaß außer Bernstein. Der Herr sei gepriesen!” so Bernsteins Text zu dem Marsch.
Der Two-Step war ursprünglich A Spiky Song (Ein Spuklied) zu Halloween für den zwei Wochen alten Bernstein-Enkel Spike. Der bitonale Bi-Tango entstand als Geburtstagsserenade auf die Worte Senorito Pablito für den Geiger Paul Woodiel.

1996
Leonard Bernstein: Dance Suite (1989)

Es ist nicht unbezeichnend für Leonard Bernstein, daß er sein letztes Werk für die Bühne und für Tänzer schrieb: die fünfsätzige Dance Suite für Brass Quintett. Ende 1989 komponiert, wurde sie am 14. Januar 1990 in der Metropolitan Opera uraufgeführt, und zwar als Teil des Festaktes zum 50jährigen Bestehen des American Dance Theater. Den ursprünglichen Plan einer Choreographie hatte man zwar angesichts der Kürze der Sätze aufgeben müssen, so daß die Aufführung durch das Empire Brass Quintet konzertant erfolgte, doch der Ballettcharakter ist an den Sätzen unverkennbar, zumal jeder von ihnen einem berühmten Choreographen-Freund des Komponisten dediziert wurde: Antony Tudor, Agnes deMille, Mikhail Baryshnikov, George Balanchine und Jerome Robbins. Was diese Widmungen nicht verraten, ist der persönliche Hintergrund der Sätze, die Bernstein im Oktober/November 1989 auch in anderer Form verwendet hatte.

Dancisca ist ein Wortspiel mit dem ersten Vornamen seiner Enkelin Francisca, der er den Satz als Klavierstück zu Thanksgiving geschenkt hatte: “For my Rhymy Girl, with Thanxgiving and love, Tata”.

Den ironischen Walzer hatte Bernstein zunächst als The NEA Forever March bezeichnet, ein bitterer Kommentar zu der von Präsident Bush angebotenen National Medal of Arts. Bernstein hatte diese Auszeichnung abgelehnt, nachdem die Bundesbehörde NEA (National Endowment for the Arts) einer gemeinnützigen Galerie in New York wegen einer AIDS-Ausstellung die Zuschüsse gestrichen hatte. So fand die Verleihung der anderen Medaillen ohne “Mr. Bernstein” statt, was dieser mit dem besagten Marsch bzw. Walzer kommentierte. “Und der Präsident war ein sehr liebenswürdiger Gastgeber. Und so hatte jeder seinen Spaß außer Bernstein. Der Herr sei gepriesen!” so Bernsteins Text zu dem Marsch.

Der Two-Step war ursprünglich A Spiky Song (Ein Spuklied) zu Halloween für den zwei Wochen alten Bernstein-Enkel Spike.

Der bitonale Bi-Tango entstand als Geburtstagsserenade auf die Worte Senorito Pablito für den Geiger Paul Woodiel.

MTV ist eine beißende Satire auf den nimmermüden Musikvideosender gleichen Namens; den Mittelteil komponierte Bernstein, nachdem er eine Folge von Miami Vice gesehen hatte, erschüttert vom dümmlichen Dialog, den er aus dem Gedächtnis dem Satz zugrundelegte.