"West Side Story" | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Leonard Bernstein

"West Side Story"

“West Side Story” (für Violine, Schlagzeug, Klavier und Streichorchester)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 257

Satzbezeichnungen

America
Maria

Erläuterungen

2005
Leonard Bernstein
Melodien aus West Side Story

“Upper West Side”, “Lower East Side”, “Waterfront” ? alles klingende Namen, die New York-Besuchern atmosphärisch dichte Bilder vors innere Auge zaubern. Sie spielten im Leben zweier Komponisten eine entscheidende Rollen: Leonard Bernstein und George Gershwin.

An der West Side des “Big Apple” siedelte Bernstein seine Bandengeschichte um Maria, Tony und die anderen an, die dank seiner Musik unsterblich wurden. 1954 war der überzeugte New Yorker, der damals an Brandeis University lehrte, zum ersten Mal mit dem Bandenthema in Berührung gekommen: beim Komponieren der Filmmusik zu Elia Kazans On the waterfront (“Die Faust im Nacken”). Wie dort Marlon Brando eine Bande krimineller Jungs anführte, die ein engagierter Jesuitenpater (Karl Malden) auf den rechten Weg zurückbringen will, so hat auch Bernstein wenig später die Helden in seiner West Side Story geschildert.
Was als Broadway-Musical geplant war, wurde zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit einem Zeitproblem: dem Aufkommen der Jugendgangs in den USA. Bernstein und sein Textdichter Stephen Sondheim waren auf die geniale Idee gekommen, Shakespeares Romeo und Julia ins New York ihrer Zeit zu verlegen, aus den Capulet und Montagu zwei rivalisierende Jugendbanden zu machen und in ihre Mitte ein Liebespaar zu stellen, das über die Grenzen der Todfeinde hinweg die Macht der Liebe beschwört: Maria und Tony. Ursprünglich wollten die beiden Autoren diese Story unter ganz anderen Bedingungen an der New Yorker East Side spielen lassen. Als jedoch während der Arbeit Unruhen unter den Jugendbanden an der West Side ausbrachen, arbeiteten sie die Handlung um. Aus der East Side Story wurde die West Side Story, die “Geschichte von der West Side”.

Mit Fug und Recht kann man behaupten, dass Bernstein hier eine Art Zauberflöte des 20. Jahrhunderts gelang, ein aus Dialogen und Musik perfekt zusammengesetztes Ganzes, das den Zeitgeist auf den Punkt bringt und zugleich eine überzeitliche Liebesgeschichte auf tragisch-berührende Weise erzählt. Die Liebe zwischen Tony und Maria nimmt ein tragisches Ende, wie in Shakespeares Romeo und Julia, doch ihr Aufkeimen in Songs wie “Maria” oder “Tonight” wurde in der Musik des letzten Jahrhunderts nie schöner geschildert. Anklänge an Puccini und Mahler, Copland und Strawinsky, Musical und Jazz vereinen sich zu einem untrennbaren, unverwechselbaren Ganzen.