Quintett | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Boris Blacher

Quintett

Quintett für Flöte, Oboe, Violine, Viola und Violoncello

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 266

Satzbezeichnungen

1. Lento

2. Allegro

3. Moderato (mit Variationen)

Erläuterungen

Der im chinesischen Kaiserreich in einem russischen Vertragshafen als Sohn eines deutsch-baltischen Bankiers geborene Boris Blacher gilt heute, knapp 20 Jahre nach seinem Tod, noch immer als einer der großen Unorthodoxen der Neuen Musik. Sein Verdikt “Ein musikalisches Problem sollte nicht nach fertigen Rezepten, sondern jedesmal neu und einzigartig gelöst werden” hat den langjährigen Direktor der Berliner Musikhochschule auf immer neue kompositorische Bahnen gelenkt.
Die Vielfalt seines Schaffens von den großen Orchesterwerken wie Concertante Musik (1937) oder Paganini-Variationen (1947) bis zu der seinerzeit revolutionären Abstrakten Oper Nr. 1 (1953) oder den elektronischen Experimenten der 60er Jahre läßt keine einheitliche Linie erkennen. “Ein Komponist soll im Grunde schreiben, was ihm Spaß macht. Dabei gibt es viele Sorten von Musik, leicht und schwer faßliche, rein unterhaltende und experimentelle. Es gibt Komponisten, die nur den einen oder anderen Weg gehen. Das ist im Grunde eine Frage der schicksalhaften Bestimmung. Und es gibt wieder andere – zu ihnen rechne ich mich selbst – die, je nachdem, wie es ihnen Vergnügen macht, bald auf diese, bald auf jene Art komponieren.”

“Auf diese Art” komponiert ist das Quintett, das 1973, zwei Jahre vor Blachers Tod entstand. Seine Besetzung ist mit der des Quintetts von Bach identisch und regte auch den modernen Komponisten dazu an, Bläserduo und Streichtrio einander konsequent gegenüberzustellen. Daneben gibt es aber auch raffinierte Annäherungen in der Klangfarbe, etwa im 2. Satz zwischen dem Tremolo der Streicher und der sog. “Flatterzunge” der Bläser. In den sechs Variationen (mit Coda) wird das thematische Material beinahe im Sinne einer “Klangfarbenmelodie” auf die sich ablösenden Instrumente verteilt. Äußerlich ist das Werk ein ganz traditionelles Kammermusikstück: drei Sätze in der Folge langsam-schnell-Variationen, verbunden mit klarer Thematik und ausgeprägter Rhythmik, wobei letztere, wie immer bei Blacher, besonders charakteristisch ist.