Notturno G-Dur, op. 21 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Wenzeslaus Matiegka

Notturno G-Dur, op. 21

Notturno G-Dur, op. 21

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2642

Satzbezeichnungen

1. Moderato

2. Menuetto

3. Lento e patetico

4. Zingara

5. Tema con variazioni

Erläuterungen

WENZESLAUS MATIEGKA, ein böhmischer Komponist im Wien des frühen 19. Jahrhunderts, wäre zweifellos im Dunkel der Geschichte verschwunden, hätte ihm nicht Franz Schubert die Ehre angetan, eines seiner Werke zu bearbeiten. Es handelt sich um das Notturno , dessen Originalbesetzung für Flöte, Viola und Gitarre Schubert um eine Cellostimme erweiterte. Es ist nicht bekannt, aus welchem Anlaß der 17jährige Schubert 1814 diese Bearbeitung vornahm, doch sie zeugt von einer gewissen Hochachtung für einen Komponisten, der drei Jahre später immerhin mit einer großen Messe in Wien für Aufsehen sorgte. Matiegka war als studierter Jurist aus Böhmen in die kaiserliche Hauptstadt gekommen, wo er die Stelle eines Rechtsaktuars bald gegen die lukrativere eines Klavier- und Gitrarrenlehrers eintauschte. Als solcher erwarb er sich einen mehr als nur provinziellen Ruf, versuchte, die moderne Klaviertechnik auf die Gitarre zu übertragen und gehörte – nach einer zeitgenössischen Kritik – zu jenen Wiener Komponisten, die begannen, “eine bessere Spiel- und Schreibart wenigstens theilweise einzuschlagen”. Nach der Aufführung der erwähnten Messe erhielt er Chorregentenstellen an zwei Wiener Kirchen und trug so auch zum kirchenmusikalischen Ambiente der Donaumetropole bei. Zu seinen veröffentlichten Werken gehören brillante Menuette und leichte Stücke für Gitarre, Trioserenaden wie op. 21 und Bearbeitungen, so auch das Arrangement von Beethovens Opus 8.
Das Notturno G-Dur, das 1807 im renommierten Musikverlag Artaria erschien, zeichnet sich durch seine ungewöhnliche fünfsätzige Form aus: Auf einen Kopfsatz in Sonatenform und im klassizistischen Stil der Nach-Mozart-Ära folgt ein Menuett mit zwei Trios, dann ein langsamer Satz im pathetischen Ton eines Beethoven-Adagios. Statt eines Rondo-Finales schrieb Matiegka zum Schluß zwei genrehafte Sätze. Der erste, als Zingara bezeichnet, soll offenbar ein Zigeunerlied imitieren, wobei die Verbindung Gitarre – Zigeunerlager durchaus romantische Assoziationen geweckt haben mag (man denke an Verdis Troubadour). Das Finale ist ein Variationensatz über das seinerzeit populäre Lied Mädchen, o schlummre noch nicht, das man zeitweise Haydn zuschrieb. Auch hier handelt es sich um ein Stück Serenadenmusik, in dem die Gitarre ihre übliche Rolle in der Unterhaltungsmusik der Zeit spielt.