"Bacchus is a power divine" | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Henry Purcell

"Bacchus is a power divine"

„Bacchus is a power divine“

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2765

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

Als Henry Purcell 1675, mit 16 Jahren, seinen ersten Solosong in einer zeitgenössischen Sammlung herausgab, hatte sich das Bild des englischen Liedes grundsätzlich gewandelt. Der Basso continuo hatte die frühere Form der Lautenbegleitung verdrängt. Einflüsse der Tanzmusik und des italienischen Koloraturgesanges hatten der Vokallinie ein neues Gesicht gegeben, das von den getragenen Melodien Dowlands wegführte. Komponisten wie die beiden Lawes und Matthew Locke sowie die Gattung der Court Masque hatten diesen Wandel bewirkt. Das so entstandene Stilvakuum, das das englische Lied zunehmend mit italienischen Einflüssen überfremdete, füllte erst Purcell überzeugend aus. Nach seinem Tode wurde er deshalb zum „Britischen Orpheus“ gekürt, der „eine besondere Kraft im Ausdruck englischer Worte“ gehabt habe, durch die er „die Leidenschaften aller seiner Zuhörer bewegte und ihre Bewunderung gewann“. Diese Sätze wurden 1706 im Vorwort zur zweiten Auflage der Sammlung Orpheus Britannicus veröffentlicht, in der die Lieder Purcells posthum gesammelt wurden.

Zu seinen Lebzeiten hatte der Komponist zahlreiche Lieder und Duette als Beiträge zu Sammeldrucken oder in Zeitschriften herausgegeben (so etwa das Liebeslied If music be the food of love oder das Trinklied Bacchus is a power divine). Die weitaus meisten seiner Songs aber waren für seine Schauspielmusiken und sogenannten „Semi-Operas“, gigantische Revuen aus Schauspiel, Ballett und Oper, bestimmt. In seiner letzten, unvollendeten Semi-Opera The Indian Queen konsultiert die Titelheldin, die Indianerkönigin Zempoalla, aus Liebesleid den Magier Ismeron. Dessen Geisterbeschwörung „Ye twice then hundred deities“ wurde zu Purcells beliebtestem Lied für Baßstimme. Das dritte Lied unserer Auswahl, „O solitude“, ist einzeln überliefert. Es zeigt den typischen blühenden Reichtum der Purcellschen Koloratur, die dem Sänger herrliche Gelegenheiten zum Einfärben der Vokale gibt, aber immer wieder zum korrekten Wortakzent zurückschwingt.Wesentlich einfacher ist das berühmte „Fairest isle“ angelegt, eine Art pastoraler Nationalhymne Englands, in der das Inselreich mit Cythera, der Insel der Venus, gleichgesetzt wird. Das Strophenlied stammt aus Purcells zweiter Semi-Opera King Arthur or the British Worthy von 1691 und zeigt den Einfluß der Tanzrhythmen auf das englische Barocklied. Auf der Grundlage eines Menuetts schrieb Purcell hier eine seiner unsterblichen Melodien.