Variationen und Fuge, op. 86 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Max Reger

Variationen und Fuge, op. 86

Variationen und Fuge für zwei Klaviere über ein Thema von Beethoven, op. 86

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2798

Satzbezeichnungen

Andante con moto – Variazioni

Erläuterungen

Zu Regers Variationenzyklen über Themen großer Komponisten der Vergangenheit gehören neben den Bach-, Mozart-, Hiller- und Telemann-Variationen auch die Beethoven-Variationen, op. 86. Sie bilden in Stil und Umfang das Duo-Gegenstück zu den Bach-Variationen, op. 81.
Beide Zyklen entstanden 1904, in Regers intensivster Schaffensperiode, beide für Klavier, die frühere Serie zu zwei Händen, die spätere für zwei Klaviere. Beide Zyklen krönen die Variationen mit einer Fuge; auch sonst kann man bei beiden – angesichts der ausgedehnten Form – mit Recht von einem “Riesenwerk” sprechen, wobei Reger nur von den Beethoven-Variationen eine Orchesterfassung anfertigte (1915, ein Jahr vor seinem Tod), die gekürzt und in Teilen umgestellt ist. Als Thema wählte er – wie auch im Falle der Bach-Variationen – keines der berühmten Themen des Komponisten, sondern ein eher entlegenes Stück: die letzte der 11 Bagatellen, op. 119, also ein spätes, dabei unscheinbares Klavierstück. Beethoven komponierte es Ende 1820 als Beitrag zu F. Starkes Wiener Pianoforte-Schule; es handelt sich also um ein Stück für den Klavierunterricht. Im Original “unschuldig und singend” vorzutragen, ist diesem B-Dur-Andante nicht abzulauschen, was Reger 85 Jahre später daraus für zwei Klaviere entwickeln sollte. Seine 12 Variationen umreissen einen Kosmos spätromantischer Ausdruckscharaktere – vom lieblichen Andantino grazioso über skurrile Scherzo-Episoden bis hin zu fast brutal auftrumpfenden Trauermarsch- oder Triumph-Variationen. Eine ruhige Coda leitet zur Fuge über, deren neobarocke Rhythmen ebenso typisch für Reger sind wie die Chromatik und die burschikosen Sprünge. Der Zusammenhang mit Beethoven ist hier zugunsten freiester Paraphrase aufgegeben.