Trio f-Moll | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Louis Spohr

Trio f-Moll

Trio f-Moll für Harfe, Violine und Violoncello

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2832

Satzbezeichnungen

1. Allegro

2. Andante con moto

3. Rondo

Erläuterungen

Die Geschichte des f-Moll- Trios für Harfe, Violine und Violoncello von Louis Spohr lassen wir am besten den Komponisten selbst erzählen, denn sie hatte einen ganz persönlichen Hintergrund: seine Heirat mit der jungen Dorette Scheidler, die er als frischgebackener Konzertmeister der Hofkapelle in Gotha 1805 kennenlernte:
„Ich erkannte in dieser reizenden Blondine das Mädchen wieder, welches ich bei meinem ersten Aufenthalte in Gotha bereits gesehen und deren freundliche Gestalt mir seitdem oft in der Erinnerung vorgeschwebt hatte. Sie saß nämlich bei dem Concerte, welches ich damals in der Stadt gab, in der ersten Zuhörerreihe, neben einer Freundin, die bei meinem Auftreten, erstaunt über eine so lange und schlanke Gestalt, wohl lauter als sie es wollte, ausrief: ‚Siehe doch, Dorette, welch‘ eine lange Hopfenstange!‘ Da ich den Ausruf gehört hatte, warf ich einen Blick auf die Mädchen, und sah Dorette verlegen erröthen. Mit einem solchen holden Erröthen stand sie jetzt abermals vor mir, sich jenes Vorfalles wahrscheinlich erinnernd. Um der auch für mich peinlichen Situation ein Ende zu machen, bat ich sie, mir etwas auf der Harfe vorzuspielen. Ohne Ziererei erfüllte sie meinen Wunsch. Ich hatte als Knabe selbst einmal den Versuch gemacht, die Harfe zu erlernen… Man denke sich daher mein Erstaunen und Entzücken, als ich dieses noch so junge Mädchen eine schwere Phantasie mit größter Sicherheit und feinster Nuancirung vortragen hörte. Ich war so ergriffen, daß ich kaum Thränen zurückhalten konnte. Mit einer stummen Verbeugung schied ich; – mein Herz aber blieb zurück!“
Wenig später hatte der herzogliche Concertmeister bereits eine Sonate für sich und seine Angebetete komponiert, die sie im Gothaer Hofkonzert zum Besten gaben: „Wir spielten an dem Abende mit einer Begeisterung und einem Einklange des Gefühles, der nicht nur uns selbst hinriß, sondern auch die Gesellschaft so elektrisirte, daß sie unwillkürlich aufsprang, uns umringte und mit Lobsprüchen überhäufte. Die Herzogin flüsterte dabei Doretten einige Worte in’s Ohr, welche diese erröthen machten. Ich deutete auch dies zu meinen Gunsten und so gewann ich endlich auf der Rückfahrt den Muth, zu fragen: ‚Wollen wir so für’s Leben mit einander musiciren?‘ Mit hervorbrechenden Thränen sank sie mir in die Arme; der Bund für das Leben war geschlossen!„Nach der Hochzeit im Februar 1806 wandte sich Spohr neuen Kompositionen für seine Frau und sich zu: „Ich begann alsbald ein eifriges Studium der Harfe, um zu ergründen, was dem Charakter des Instrumentes am angemessensten sei. Da ich in meinen Compositionen reich zu moduliren gewohnt war, so mußte ich besonders die Pedale der Harfe genau kennen lernen, um nichts für sie Unausführbares niederzuschreiben. Bei der großen Sicherheit, mit der meine Frau schon damals die ganze Technik des Instrumentes beherrschte, konnte dies freilich so leicht nicht geschehen. Ich überließ mich daher auch ganz dem freien Fluge meiner Phantasie, und es gelang mir bald, dem Instrumente ganz neue Effekte abzugewinnen. Da die Harfe am vorteilhaftesten im Vereine mit dem singenden Tone meiner Geige erklang, so schrieb ich vorzugsweise concertirende Compositionen für beide Instrumente allein. Später machte ich zwar auch Versuche mit … einem Trio für Harfe, Violine und Violoncell; da ich aber fand, daß jede Begleitung unser einiges und inniges Zusammenspiel nur störe, so kam ich bald wieder davon zurück.“
Aus besagtem Trio in f-Moll hat Spohr den Cello spielenden Störenfried der ehelichen Gemeinschaft später eliminiert und eine Sonatenfassung für Geige und Harfe gewonnen; seine volle Wirkung entfaltet es jedoch nur in der Trioversion. Die Streicher treten schon zu Beginn und in Folge immer wieder dem virtuosen Part der Harfe gegenüber, wobei auch das Cello thematisch agiert.
Der erste Satz ist der eindrucksvollste. Sein harmonisch weit gespanntes Hauptthema, die reichen Modulationen und die thematisch strenge Sonatenform erinnern daran, daß Beethovens frühe Streichquartette nach eigenem Bekenntnis die „Lieblinge“ des jungen Spohr waren.
Der Mittelsatz besteht aus Bravourvariationen für Harfe über ein volkstümliches Thema in Des-Dur. Hier hat Spohr der Technik seiner Frau ein eindrucksvolles Denkmal gesetzt, während sich die Streicher in der unbequemen Tonart eher zurückhalten. Das Rondothema des Finales erinnert wieder an Beethoven (c-Moll-Klavierkonzert) und gibt zu erstaunlichen harmonischen Ausweichungen Anlaß. Der Satz bestätigt, was ein Leipziger Kritiker 1804 über den jungen Spohr schrieb: „Seine Individualität neigt ihn am meisten zum Großen und in sanfter Wehmut Schwärmenden.“ „Seine Individualität neigt ihn am meisten zum Großen und in sanfter Wehmut Schwärmenden.“