Konzert d-Moll, op. 3,11 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Antonio Vivaldi

Konzert d-Moll, op. 3,11

Konzert Nr. 11 d-Moll für zwei Trompeten. Horn, Posaune und Tuba, op. 3,11, aus L’Estro Armonico, bearbeitet von J. S. Bach, BWV 596

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2874

Satzbezeichnungen

1. (Allegro) – Grave – Fuga

2. Largo

3. Finale. Allegro

Erläuterungen

Die Streicherkonzerte des venezianischen Priesters Antonio Vivaldi waren schon zu seinen Lebzeiten so beliebt, dass sie unzählige Bearbeitungen für die unterschiedlichsten Instrumente von der Gambe bis zur Orgel erfuhren. Meist waren es hohe Herrschaften, die solche in Auftrag gaben, oder Musiker, die sie zu Studienzwecken anfertigten. Beide Anlässe verbanden sich in Bachs Arrangements einiger Vivaldikonzerte.

1713 kehrte Prinz Johann Ernst von Sachsen-Weimar von einem mehrjährigen Studienaufenthalt, der sogenannten “Kavalierstour”, aus den Niederlanden nach Weimar zurück. Schon von Holland aus hatte er neue Schränke für die unzähligen Noten, die er dort gekauft hatte, in Auftrag gegeben und seine Buchbinder angewiesen, Sammelbände für das Notenmaterials vorzubereiten. Da Holland damals der Hauptumschlagplatz für Vivaldis Musik war, gehörten auch dessen Violinkonzerte Opus 3 und 4, L’estro armonico bzw. La Stravaganza, zu des Prinzen Reisegepäck. Wahrscheinlich hatte Johann Ernst in den holländischen Kirchen auch die Praxis kennengelernt, diese Musik auf der Orgel bzw. dem Cembalo zu spielen. Zuhause in Weimar gab er deshalb bei seinem Hoforganisten Johann Sebastian Bach Bearbeitungen von italienischen Violinkonzerten für Orgel bzw. Cembalo in Auftrag. Bach schrieb insgesamt 14 Konzertarrangements für Cembalo und 5 für die Orgel. Zu letzteren gehört auch das Concerto d-Moll, BWV 596, nach dem vorletzten Konzert aus Vivaldis 1711 in Amsterdam gedrucktem Opus 3.

Das d-Moll-Konzert wirkt auf in Bachs Orgelbearbeitung mindestens ebenso eindrucksvoll wie im Original Vivaldis, wobei es vom Orgelklang zu dem eines Blechbläserensembles nur ein Schritt ist. Das Concerto imitiert nämlich schon in der Streicherfassung den “Kirchenstil” der Orgelmusik, so dass es Bach hier mit dem Arrangieren besonders leicht hatte. Es beginnt mit einer regelrechten “Toccata und Fuge”: Auf gebrochene Dreiklänge und Läufe der Solostimmen folgt ein Grave des Tutti, dann eine Fuge mit einem besonders einprägsamen Thema. Der langsame Mittelsatz ist ein Siciliano, ein damals moderner Typus von pathetischer Opernarie, den Vivaldi und Bach auch in der Kirchenmusik benutzten. Selbst das virtuose Finale beginnt mit Imitationen und Dissonanzen.