"The fatal hour" | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Henry Purcell

"The fatal hour"

“The fatal hour”

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2924

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

Als Henry Purcell 1675, mit 16 Jahren (!), seinen ersten Solosong in einer zeitgenössischen Sammlung herausgab, hatte sich das Bild des englischen Liedes grundsätzlich gewandelt. Der Basso continuo hatte die polyphone Lautenbegleitung verdrängt. Einflüsse der französischen Tanzmusik und des italienischen Koloraturgesanges verliehen der Vokallinie ein neues Gesicht gegeben, das von den getragenen Melodien Dowlands wegführte. Das Mitte des Jahrhunderts entstandene Stilvakuum, das das englische Lied zunehmend mit italienischen Einflüssen überfremdete, füllte erst Purcell überzeugend aus. Nach seinem Tode wurde er deshalb zum “Britischen Orpheus” gekürt, der “eine besondere Kraft im Ausdruck englischer Worte gehabt habe”, durch die er “die Leidenschaften aller seiner Zuhörer bewegte und ihre Bewunderung gewann”. Diese Sätze wurden 1706 im Vorwort zur zweiten Auflage der Sammlung Orpheus Britannicus veröffentlicht, in der die Lieder Purcells posthum gesammelt wurden.
Zu seinen Lebzeiten schrieb der Komponist Lieder und Duette hauptsächlich für die Londoner Bühnen, als Einlagen in Theaterstücke wie 70 Jahre früher Johnson. Das erste Lied unserer Auswahl, “The fatal hour” ist einzeln überliefert. Es zeigt die für Purcell typische Eindringlichkeit der Deklamation.

1692, im Jahr der Fairy Queen, komponierte Purcell für das Drama Oedipus sein berühmtes Music for while. Es ist ein Ground, wie viele seiner Arien, also eine Melodie über immer wiederkehrendem “Grundbass”. Rhythmisch handelt es sich um einen “gehenden Bass”, harmonisch um ein raffiniertes Changieren zwischen Dur und Moll, was der Singstimme erlaubt, sich in einer Art bittersüßem Melisma zu ergehen.

In seinem Todesjahr 1695 komponierte er die kurze Schauspielmusik zu Pausanias, the Betrayer of his Country, die das Lied “Sweeter than roses” enthält. Es entlässt die Zuhörer unseres Konzerts durch seine opernhaft-suggestive, hoch-barocke Melodie zwar nicht in den “evening breeze”, wohl aber in einen hoffentlich schönen Spätnachmittag.