"Wer hat's getan", op. 84A | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Richard Strauss

"Wer hat's getan", op. 84A

„Wer hat’s getan“, op. 84A: „Es steht mein Lied in Nacht und Frost“

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3078

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

2002

RICHARD STRAUSS
Fünf frühe Lieder

14 Jahre vor dem jungen Schönberg war auch der 21jährige Richard Strauss auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen für eine zeitgemäße, der Jahrhundertwende zustrebende Lyrik. Wie bei einem apollinischen Genie seines Kalibers nicht anders zu erwarten, begann er seine Liedproduktion freilich nicht mit still-poetischen Gesängen wie Schönberg, sondern mit einem Paukenschlag. Kaum ein Komponist dürfte einen so nachhaltig erfolgreichen Lieder-Erstling vorgelegt haben wie Strauss mit seinem Opus 10.

Zwischen August und Oktober 1885 vertonte er in München, Steinach und Meiningen acht Gedichte des Modeautors Hermann von Gilm. Dem Zeitgeistigen stets zugetan, legte sich Strauss über deren poetische Qualitäten keine Rechenschaft ab, sondern verhalf Gilm kurzerhand auf dem Weg über die Musik zur Unsterblichkeit, zumindest den Gedichten Zueignung und Allerseelen. Für unser Programm hat Konrad Jarnot eine Auswahl aus Opus 10 getroffen und in eine neue Reihenfolge gebracht. Außerdem fügte er ein von Strauss nicht veröffentlichtes Gilm-Lied hinzu, das zwar im Zuge der Komposition des Opus entstand, aber erst 1974 im Druck erschien „Wer hat’s getan?“

Zu den Werken des eigentlichen Opus 10 meinte Werner Oehlmann: „Mögen die Gedichte, die der Sammlung „Letzte Blätter“ Heinrich von Gilms entnommen sind, mit ihrer Mischung von Schwärmerei, Besinnlichkeit und Sentimentalität veraltet sein, die frische, starke Musik des jungen Genies hat sie über ihre Zeit gestellt und am Leben erhalten. Zueignung, ein enthusiastischer Auftakt [in unserem Programm Schlusslied] enthält unverkennbar Straussisches: gerades, ungebrochenes Gefühl, elementares, wenig chromatisiertes C-Dur, schmiegsame, wortverbundene, übermütig zum Höhepunkt emporgeschleuderte Melodie: „Und beschworst darin die Bösen, daß ich, was ich nie gewesen, heilig, heilig ans Herz dir sank“. Das dreimalige „Habe Dank“, zweimal verhalten als kleiner Terzschritt, das dritte Mal strahlend, begeistert als großer Sextensprung G-E, zählt zu den „geflügelten Worten“, welche die Musik der Jahrhundertwende hervorgebracht hat.

Nichts („Nennen soll ich, sagt ihr, meine Königin?“) ist leicht und elegant formuliert, […] Die Zeitlose („Auf frisch gemähtem Weideplatz“), ein schlicht-ernstes, ausdrucksvoll deklamiertes Arioso.

Allerseelen („Stell auf den Tisch die duftenden Reseden“) zählt zu den meistgesungenen Strauss-Liedern; es ist zu bewundern, wie klare, unbefangene musikalische Diktion die Sentimentalität des Textes überwindet und die gefühlvolle Szene des Erinnerns in obektivierende Distanz rückt.“