Ciacona B-Dur, op. 2,12 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Antonio Caldara

Ciacona B-Dur, op. 2,12

Ciacona B-Dur, op. 2,12

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3083

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

2002

ANTONIO CALDARA
Ciacona B-Dur

Die Bewunderung für den Venezianer Antonio Caldara vereinte im Spätbarock so gegensätzliche Naturen wie Johann Sebastian Bach, Kaiser Karl VI. und die fränkische Grafenfamilie von Schönborn. Bach lernte die Musik Caldaras in Dresden kennen. Sie war für ihn der Inbegriff katholischer Kirchenmusik der Epoche. Darin hätte ihm wohl auch Karl VI. beigepflichtet, der an seinem Wiener Vizekapellmeister aber auch die galanten Qualitäten in Oper und Oratorium schätzte. Als Caldara 1736 starb, munkelten die Wiener Höflinge, “dem Kaiser würde kein anderer Komponist jemals wieder gefallen”. Die Grafen von Schönborn wiederum bestellten bei Caldara Cellosonaten und spielten seine Triosonaten mit großer Begeisterug in ihren fränkischen Schlössern.
Schon früh bewies Caldara, dass er ein Meister des Kontrapunkts war. 1699 nahm ihn der Herzog von Mantua in seine Dienste und rühmte in der Ernennungsurkunde ausdrücklich seine “molta virtù nella professione di contrappunto”, seine Virtuosität im Kontrapunkt. In eben jenem Jahr 1699 brachte Caldara sein Opus II mit Kammersonaten heraus, die als ein Beweis jener “virtù” gelten können. Das bekannteste Werk dieser Serie ist die Ciacona B-Dur. Wie in Corellis Kammersonaten Opus II von 1685 beschließt sie den Zyklus, offenbart aber im Vergleich zu Corellis Werk eine ungleich kunstvollere Anlage. Der typische Ciaconabass, rhythmisch geglättet und im Temperament gezügelt, wird hier modulierend eingesetzt, was zu harmonischen Ausweichungen bis nach f-Moll führt. Im beredten Dialog der beiden Geigen entsteht aus Caldaras “virtù di contrappunto” ein breites Ausdrucksspektrum. Die chromatischen Mollteile gewinnen durch ein ausdrucksvolles Vorhaltsthema Kontur, das am Ende sogar in Dur noch einmal wiederkehrt. Diese neuartige zyklische Verdichtung der Chaconne weist schon auf Bach voraus, während der wunderbare rhythmische Fluss und die “sprechenden” Vorhaltswendungen der Violinen an die Chaconnes eines Henry Purcell erinnern.