"Geistertanz", D 116 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Franz Schubert

"Geistertanz", D 116

“Geistertanz”, D 116

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3128

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

2003
FRANZ SCHUBERT

Die sechs Schubert-Lieder dieses Programms sind ein bunter Querschnitt durch die Phasen seines Liedschaffens und unterschiedliche Stoffkreise. Zwei Lieder, D 134 und 116, gehören der frühen Periode an. Als Gymnasiast am k.k.Stadtkonvikt freundete sich Schubert 1813 mit dem frühreifen Dichter Joseph Kenner an, der ihm die Worte zur Ballade vom Fräulein auf dem hohen Turm D 134 dichtete. Der Poet war freilich realistisch genug, keinen Anspruch darauf zu erheben, seinen Namen “an jenen Schuberts zur Reise in die Unsterblichkeit anzuhängen”. Das Fräulein, das eingesperrt in einem Schloss am Meer bang auf ihren Retter hofft und den “schmucken Knaben” freudestrahlend begrüßt, gehört zu den eher kuriosen Frauengestalten in Schuberts Liedern.

Die romantische Neigung zur Welt der Geister weckte im jungen Schubert immer wieder der Wörlitzer Dichter Matthison. Er war ohnehin ein Lieblingspoet des jugendlichen Komponisten, nicht zuletzt deshalb, weil seine Gedichte in den Schulbüchern des Wiener Stadtkonvikts zur klassischen Lektüre deklariert wurden. Geistertanz, wie D 134 noch 1814 im Konvikt komponiert, ist eine Spukgeschichte von tanzenden Geistern um Mitternacht, die Schubert in einen wahrhaft gespenstischen Reigen verwandelt hat.