Grand Duo concertant Es-Dur, op. 48 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Carl Maria von Weber

Grand Duo concertant Es-Dur, op. 48

“Grand Duo concertant” Es-Dur, op. 48

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3149

Satzbezeichnungen

1. Allegro con fuoco

2. Andante con moto

3. Rondo. Allegro

Erläuterungen

Wie die meisten seiner Werke für Klarinette schrieb Carl Maria von Weber sein Grand Duo concertant für den Münchner Klarinettisten Heinrich Baermann. Das “Clarinettgenie”, wie ihn der Komponist bewundernd nannte, war zwar geborener Potsdamer, doch durch die preußische Niederlage in der Schlacht bei Saalfeld nach Bayern verschlagen worden, wo er dem Münchner Hof bald unentbehrlich wurde.
Der Wahl-Münchner zog an der Isar nicht nur Weber, sondern später auch Meyerbeer und Mendelssohn in seinen Bann, und zwar durch zwei völlig unterschiedliche Eigenschaften: durch den gleichmäßig durch alle Lagen entwickelten Klarinettenton, den er mit brillanter Geläufigkeit und feinstem Ausdruck verband, und durch seinen gesunden preußischen Humor. 1811, im selben Jahr, in dem er sein Klarinettenquintett für Baermann komponierte, widmete Weber dem Freund ein Scherzgedicht zum Namenstag, in dem es u. a. heißt:

Zieht auf aller Thränen Schleusen
Hier ist nicht die Red’ vom König von Preußen,
Nein, nein, von dem Heinrich, dem dicken, dem fetten,
Von Bärmann, dem lieblichen, freundlichen, netten.
O Sonne!!! O Tag der Wonne!

Schalkhafter Humor, wie er sich in diesen Zeilen niederschlägt, fehlt in keinem der Weberschen Werke für Baermann, auch nicht im Grand Duo concertant, dessen zweiter und dritter Satz bereits im Sommer 1815 entstanden. Erst im November 1816 freilich kam der bedeutende erste Satz hinzu. Es handelt sich um eine Art große, konzertierende Sonate, in der beide Partner gleichermaßen auftrumpfen dürfen, die Klarinette freilich als “prima inter pares”.

Der erste Satz ist ein wahrhaft feuriges Allegro con fuoco in jenem drängenden Duktus, den man von Webers Ouvertüren her kennt. „Nach einer generösen Auftrittsgeste beider Instrumente scheint sich formal eine mehrteilige Exposition zu entwickeln, aus der nach mancher virtuosen Kurzfloskel, Tonleitern- und Akkordpassage eine Gassenhauermelodie (Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht) die Funktion eines Seitenthemas übernimmt. Nach der Wiederholung der Exposition entsteht in der Durchführung ein regelrechter Dialog zwischen den beiden Instrumenten, der in immer neuer Abwandlung um einige wenige Themen zu kreisen scheint. Eine Reprise wiederholt noch einmal alle ‘Argumente’ und fasst das Ergebnis in einer konzentrierten Coda mit Engführung zusammen.“ (Gerhard Pätzig) Welche witzige Anspielung Weber hinter dem Zitat des Gassenhauers verborgen haben mag, hat er der Nachweit leider nicht überliefert.

Der zweite Satz ist ein Andante con moto im pathetischen c-Moll und einem bewegten Dreiertakt. Man hat es mit einer Opernszene in fast italienischer Manier zu tun: Die Klarinette singt als Primadonna eine Cavatina zur streicherhaften Begleitung des Klaviers. Im Mittelteil darf der Pianist kurz dramatisch auftrumpfen, bevor die Kantilene des Bläsers wiederkehrt und vom Klavier reich koloriert wird.

Das Rondofinale steht im 6/8-Takt einer Jagdmusik und wird vom typischen Allegro-Elan Webers getragen. Der Satz „steigert sich virtuos in alle spieltechnischen Finessen hinein, konzertierend, duettierend, graziös, kapriziös. Die zweite Rondo-Episode (im Zentrum des Satzes) läßt der Komponist wiederum im rezitativischen Opernstil erklingen.“ (Gerhard Pätzig) Das erwähnte Instrumentalrezitativ der Klarinette in Des-Dur scheint bereits die düsteren Szenen des Freischütz vorwegzunehmen, wie überhaupt das „Grand Duo“ die Aura der großen Oper in die Kammermusik überträgt.