Fantasie, op. 95 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Camille Saint-Saens

Fantasie, op. 95

Fantasie, op. 95

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3169

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

2003
CAMILLE SAINT-SAËNS
Fantaisie, op. 95

In einer liebevollen Karikatur hat Gabriel Fauré seinen Lehrer Camille Saint-Saëns an der Harfe festgehalten. Der elegante Grandseigneur des Klaviers, der weltberühmte Repräsentant der französischen Symphonik und der Grande Opéra gehörte auch zu den Komponisten, die die Harfe besonders liebten und propagierten. Mit gewohnt spitzer Feder nahm der englische Dichter und Musikkritiker George Bernard Shaw diese typisch französische Neigung von Saint-Saëns aufs Korn: “Ein Meister der französischen Musik – wohlgemerkt nicht: ein französischer Meister der Musik.” Was Shaw damit meinte, war das typisch nationale, gleichsam nach dem Parfüm des Salons duftende Fluidum, das die Werke aus der romantischen Periode von Saint-Saëns umweht. Solches findet sich auch in seiner 1893 komponierten Fantaisie für Harfe solo. Sie entstand auf dem Höhepunkt der französisch-romantischen Begeisterung für das Instrument, das in Paris die entscheidenden Verbesserungen im Instrumentenbau erfahren und die brillantesten Interpreten gefunden hatte, wie etwa Alphonse Hasselmanns. Als Professor am Pariser Conservatoire wurde der Belgier Hasselmanns (sein Vater war ein von Wagner geschätzter Dirigent) zum Begründer der französischen Harfenschule. Für ihn und im Duktus von dessen virtuosen Harfenwerken schrieb Saint-Saëns seine Fantaisie. Man könnte von ihr sagen, was Shaw ingesamt von der Musik des Franzosen schrieb: “Wenn man seiner Musik wegnimmt, was er von Meyerbeer, Gounod und Bach entlehnt hat – oder besser: von jener ornamentalen Poesie Bachs, wie sie sich im a-Moll-Präludium für Orgel beispielhaft zeigt, – dann wird man nichts finden außer grazilen Niedlichkeiten: Barkarolen, Serenaden, Balletten und dergleichen, allerdings mit all jenen manipulierenden Crescendi, aufputschenden Modulationen und in Beckenschlägen gipfelnden Steigerungen der Instrumentierung, die dann zur Sinfonischen Dichtung passen, wenn Phaeton von seinem Wagen gestürzt oder ein ähnlich erhabenes Sujet behandelt werden muss.”