Serenade D-Dur, KV 204 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Wolfgang Amadeus Mozart

Serenade D-Dur, KV 204

Serenade D-Dur, KV 204

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3184

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

Laue Sommemächte, wie sie sich derzeit schon so verheißungsvoll ankündigen, konnten die Salzburger Studenten zur Mozartzeit erst recht spät genießen. Ihre „Vacationes“ begannen erst Mitte August. Eben diesem Umstand verdanken Mozarts große Salzburger Orchesterserenaden ihre Entstehung. Bei ihm bestellten die Studenten besonders gerne ihre „Finalmusiken“, jene großen Semester- Schlussmusiken, die sie im Freien vor dem Landesherrn und dem Lehrkörper zum Besten gaben. Der junge Mozart war nicht älter als sie, sozusagen der Robbie Williams der damaligen Studentengeneration – immer „up to date“ mit seinen „tunes“. Seine frühen, heute zu wenig beachteten Serenaden sind wahre Fundgruben an musikalischem Einfallsreichtum.

Am 5. August 1775, ein halbes Jahr nach seiner Oper „Il re pastore“, beendete Mozart die Serenata D-Dur, KV 205. Wie üblich geht ihr ein Marsch voran – zum feierlichen Einzug der Beteiligten (KV 215). Auch das erste Allegro hat noch Eröffnungscharakter – es stimmt mit wuchtigen „Coups d’archet“ und majestätischem Unisono auf einen festlichen Abend ein. Im folgenden Andante dann tritt die Violine solistisch hervor. Es war Mozart selbst, der hochfürstlich salzburgische Konzertmeister, der diesen Solopart spielte, und zwar nicht nur in dem schönen kantablen A-Dur-Andante, sondern auch im folgenden Allegro und im Trio des ersten Menuetts. Im Grunde handelt es sich bei diesen drei Sätzen um ein Violinkonzert in umgekehrter Reihenfolge – ein durchaus würdiges, wenn auch kleiner dimensioniertes Gegenstück zum berühmten A-Dur-Konzert, KV 219, das Mozart gerade um diese Zeit vollendete. Im konzertanten Andante und Allegro sind die Oboen der Ecksätze durch Flöten ersetzt, was diesen Teilen einen weichen, ausdrucksvollen Klang verleiht. Ausdrucksvoll und raffiniert ist auch die Führung der Solovioline, etwa beim Einstieg im Allegro mit seinen kessen, immer höher greifenden Staccatonoten. Im Trio des Menuetts nimmt die Violine noch einmal das solistische Heft in die Hand – in hohen, verspielten Triolen zum duftigen Klang der Streicher.

Mit diesen drei Violinkonzertsätzen hatte Mozart des konzertanten Spiels immer noch nicht genug. Im nächsten Andante sind es die Holzbläser, die solistisch hervortreten: ein Trio aus Flöte, Oboe und Fagott. Sie verleihen dem empfindsam schmachtenden G-Dur-Satz eine klanglich aparte Note. Das zweite Menuett lässt endlich auch die Trompeten wieder zu Wort kommen. Im Trio meldet sich noch einmal die Flöte mit einem Solo. Am Ende scheint es, als habe Mozart seinen Zuhörern noch ein drittes Andante offerieren wollen, doch handelt es sich hierbei nur um die langsame Einleitung zum Finale. Weil es aber ein so graziöses kleines Stück mit echtem Serenaden-Pizzicato ist, wird es mitten im tänzerischen Kehraus noch drei Mal wiederholt. Auch in den Finali seiner Violinkonzerte liebte Mozart ja diese überraschenden Tempowechsel und eingeschobenen Andante-Teile. Im Rausch des Finales erhält sogar die Solooboe eine kleine Kadenz. Fazit: Alle Solisten wurden einschlägig bedient, das Tutti durfte festlich tönen, gespickt mit Mozartschem Raffinement in Instrumentierung, Melodik und Rhythmus. So liebten’s die Salzburger anno 1775.