Oktett B-Dur, op. 156 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Franz Lachner

Oktett B-Dur, op. 156

Oktett B-Dur, op. 156 (mit Kontrabass ad libitum)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3293

Satzbezeichnungen

1. Allegro moderato

2. Adagio

3. Scherzo. Allegro assai – Trio

4. Finale. Allegro non troppo

Erläuterungen

2004
FRANZ LACHNER
Oktett

Franz Lachner, der bedeutendste Spross einer bayerischen Musikerfamilie des 19. Jahrhunderts, wird heute meist nur noch in der Vita zweier berühmter Kollegen erwähnt: als Mitglied des Schubert-Kreises in Wien, wo er in den 1820er Jahren lebte, und als Gegenspieler Wagners in München vierzig Jahre später. Für München war Lachner der prägende Musiker des 19. Jahrhunderts: Als Dirigent der Hofoper, Leiter der Hofkapelle und späterer Generalmusikdirektor setzte er in der bayerischen Hauptstadt eben jene Qualität der musikalischen Aufführung in die Tat um, die Wagners Musikdramen erst ermöglichte.

Die Idole seines eigenen musikalischen Kosmos blieben zeitlebens Mozart und Schubert. Dies ist auch seinem 1850 veröffentlichten Oktett in B-Dur, op. 156, anzuhören. Neben den klassischen Klarinetten-, Hörner- und Fagottpaaren wählte Lachner als Oberstimmen Flöte und Oboe, was dem Stück Brillanz und ein breites Klangspektrum verleiht.

Der sinfonisch konzipierte Kopfsatz entwickelt sich aus einem unscheinbaren Unisono-Motiv, dessen absteigende Terzen im punktierten Rhythmus im ganzen Satz präsent bleiben. Da auch das Seitenthema eher lyrisch gestimmt ist, wirken die Durchführungspartien umso wuchtiger.

Das Adagio wird aus dem romantischen Klang der Hörner und Fagotte heraus entwickelt, ein Notturno in Es-Dur, das man als späten Nachklang auf Mendelssohn, ja auf Mozart hören kann, so selig singend wirken die Melodielinien. Sie werden von einem Geflecht aus Sextolen- und Sechzehntelornamenten umspielt, das an die Bläser höchste Anforderungen stellt.

Das Scherzo scheint direkt von einem Münchner Tanzboden des mittleren 19. Jahrhunderts zu stammen. Der Hauptteil ist ganz Volkstanz mit seinen kessen kurzen Vorschlägen und feschen Synkopen, der Mittelteil ganz Ländler. Wie man eine schöne Volkstanzmelodie auch nobel und sinfonisch breit verarbeiten kann, zeigte Lachner im Finale – edle Musik für die „Wiesn“. (Karl Böhmer)