"Les Soirées de Valfèrne", op. 96 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Louis Durey

"Les Soirées de Valfèrne", op. 96

“Les Soirées de Valfèrne” für Bläserquintett, op. 96

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3334

Satzbezeichnungen

1. Prémabule (Vorspiel)

2. Dialogue – poursuite (Dialog – Verfolgung)

3. Digression (Abschweifung)

4. Trilogue de Noel (Weihnachts-Dreigespräch)

5. Rondeau-tarentelle (Rondo-Tarantella)

Erläuterungen

2004
LOUIS DUREY
Les soirées de Valfère

Wie so viele Künstlergruppen spaltete sich auch die “Groupe des Six” wieder auf, kaum dass sie begonnen hatte zu existieren. Als Jean Cocteau ein Gemeinschaftswerk der Sechs mit dem Titel Les mariés de la tour Eiffel plante, sagte auch der Älteste der Gruppe, Louis Durey, seine Mitarbeit zu. (Es ist bezeichnend für die Liebe der Freunde zu ihrer Stadt, dass sie sich den Eiffelturm als Symbol ihres Gruppenwerks herausgesucht hatten.) Als aber 1920 in Le Coq, der Zeitschrift der Six, kritische Äußerungen gegen Maurice Ravel veröffentlicht wurden, distanzierte sich Durey von seinen Freunden und sagte den Beitrag zum Gemeinschaftswerk ab. Durey, der ein Jahrzehnt älter war als Poulenc oder Auric, konnte in der Musikwelt erst spät und nur durch die großzügige Förderung Ravels Fuß fassen. Er hielt seinem Mentor die Treue auch gegen die eigenen Freunde. So war der Bruch des Jahres 1921 unvermeidlich. Aus den Sechs wurden die Fünf.

Noch im selben Jahr verließ Durey Paris und ließ sich in Saint-Tropez nieder, wo er an den Hängen von Valfère ein Haus kaufte, das den schönsten Blick über die gesamte Bucht gewährte. Über vierzig Jahre war dieses Haus sein Refugium. Ihm hat er sein Bläserquintett Les soirées de Valfère von 1963 gewidmet: “Der Titel ‘Die Abende von Valfère’ ist ein wenig ungenau, denn meistens sind diese Stücke in den letzten Stunden der Nacht, kurz vor dem Sonnenaufgang entstanden. Sie sollen zwar nicht ein bestimmtes Ambiente in Erinnerung rufen, sind aber doch eine Verneigung vor jenem Haus, das mir seit 1921 Refugium gegen Lärm und Wut der Welt war,” so schrieb Durey im Vorwort. Zum Aufbau des Werkes bemerkte er, dass sich drei Sätze für alle fünf Instrumente mit einem Dialog zwischen Flöte und Fagott bzw. einem Trilog unter den restlichen drei Instrumenten abwechselten. Er habe dadurch jedem Spieler eine Pause gönnen und zugleich in der gebotenen Einheit des Werkes für Abwechslung sorgen wollen.

Für vier der Sätze hat Durey die Titel erklärt: Dialog-Verfolgung sei von einem Gedicht Federico Garcia Lorcas inspiriert; der 3. Satz heiße Digression (Abschweifung), weil er sich von Südfrankreich in die Gebirgsregion bei Grenoble verirre. Dort hatte Durey auf vielen Wanderungen die herrliche Alpenlandschaft bewundert, was er in diesem Satz durch die Verwendung einer Tanzmelodie aus der Gegend zeigen wollte. Der 4. Satz heiße nur deshalb Trilogue de Noël (Weihnachts-Dreiergespräch), da er am 24. Dezember komponiert worden sei. Zum Tarantella-Finale habe ihn ein korsisches Lied inspiriert, das er kurz zuvor harmonisiert hatte. Von dem Werk insgesamt meinte Durey, es sei im Stil “sparsam, wenn auch im allgemeinen dicht genug”, und strebe nach einem “rein musikalischen Ausdruck”, also nicht etwa nach tonmalerischen Effekten.