"È strano" aus Traviata | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Giuseppe Verdi

"È strano" aus Traviata

„È strano“, Szene der Violetta aus Traviata

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3455

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

2004
KAMELIENDAME

Im Schlosspark von Pillnitz bei Dresden kann man noch heute ermessen, was die großen Damen des 19. Jahrhunderts an der Kamelie in ihren Bann zog. Die Blume wurde zum Symbol für die unerfüllten Sehnsüchte des Zeitalters, die unter bürgerlichen Zwängen und bigotter Moral erstickten. In diesem Sinne hat sie Alexandre Dumas der Edelkurtisane Marie Duplessis angeheftet, die er als Kameliendame in seinem Roman verewigte.
Bei Verdi verschwand die Kamelie aus der Dumas-Vorlage, an ihre Stelle trat La Traviata, die „vom Weg Abgekommene“. Unter diesem provokanten Titel präsentierte Verdi dem venezianischen Publikum 1853 seine Oper über den Dumasstoff, der aus der hehren Historie hinaus-, direkt hinein ins kritisch betrachtete Leben der Gegenwart führte. Indigniert reagierten die Venezianer bei der Premiere im Teatro La Fenice, doch nicht nur der sozialkritischen Untertöne der Geschichte wegen, sondern auch wegen der mittelmäßigen Leistungen der Sänger. Sie waren es, die den Misserfolg der Oper besiegelten. Fanny Salvini-Donatelli konnte zwar in der ersten großen Szene der Titelpartie, dem E strano, begeistern, als sie aber im dritten Akt den Tod der siechen Violetta spielen sollte, wurde ihr ihre Körperfülle zum Verhängnis. Verdi schrieb resigniert: „La Traviata war ein absolutes Fiasko. Schlimmer noch war, dass sie lachten. Nun, was soll man dazu sagen?“