"La Catedral" | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Agustín Barrios

"La Catedral"

„La Catedral“

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3486

Satzbezeichnungen

1. Preludio

2. Andante religioso

3. Allegro solemne

Erläuterungen

2004:
TEIL I: GITARRE

Von Spanien aus eroberte die Gitarre die Welt – auch die spanischen Kolonien in Südamerika. Freilich sollte es vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert dauern, bis ein Lateinamerikaner als Gitarrenvirtuose von Weltgeltung auftrat. Dies war dem aus Paraguay stammenden Agustín Barrios vorbehalten. Er war ein Virtuose noch ganz vom alten romantischen Schlag. Er schrieb Charakterstücke für sein Instrument, die sich am romantischen Überschwang Chopinscher Klavierstücke orientierten, und konzertierte damit in allen großen Zentren Mittel- und Südamerikas. Bis er von dem jüngeren Spanier Andrés Segovia verdrängt wurde, war er der führende Gitarrist des 20. Jahrhunderts – und der erste, der Gitarrenwerke auf Tonträger einspielte.

La Catedral ist sein einziger mehrteiliger Zyklus , drei ebenso klang- wie eindrucksvolle Stimmungsbilder aus dem Innenraum einer südamerikanischen Barockkathedrale. Die Akustik und der weite Raum in der HWK vermitteln recht gut, an welche Raumdimensionen Barrios dachte. Mit einem Praeludium hebt die feierliche Messe an, in einem „religiösen Andante“ hören wie die Gebete der Gläubigen, mit einem „erhabenen Allegro“ zieht die Gemeinde aus.
Leo Brouwer, dem großen Kubaner des Gitarrenspiels, wäre eine so unverblümt religiöse Szenerie nie eingefallen. Im Kuba Fidel Castros aufgewachsen, wurde er zum Vorreiter der musikalischen Avantgarde seines Landes. Längts nicht nur auf der Gitarre, sondern auch mit Filmmusiken, Ballett- und Schauspielmusiken, Orchesterwerken und Kammermusik hat er für seine Variante einer kubanischen Moderne geworben. International trat er gleichermaßen als Gitarrist wie als Dirigent auf.

Die beiden Sätze unseres Programms zeigen Brouwer von einer eher ungewohnten Seite: als Historist. Seine Sarabanda beschwört die Tastenkunst des russischen Komponisten Alexander Skrjabin, die Toccata wandelt auf den Spuren des römischen Barockkomponisten und -organisten Bernardo Pasquini, mit dem noch der junge Händel konzertierte.