Ekloge E-Dur, op. 56,4 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Antonin Dvorak

Ekloge E-Dur, op. 56,4

Ekloge E-Dur, op. 56,4

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3519

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

Ekloge und Vier Klavierstücke

Aus dem breiten Spektrum poetisierender Titel, die die Romantiker für ihre Klavierstücke ersannen, ragt der Begriff Ekloge als typisch Dvorakscher heraus. Er begegnet in den Vier Eklogen Opus 56 und noch einmal am Schluss der Vier Klavierstücke Opus 52. Wie die Ballade bei Chopin oder Brahms ist er direkt aus der Dichtung abgeleitet, nämlich aus jener Form des antiken Hirtengedichts, die durch Vergils Bucolica unsterblich wurde. Für den Naturburschen Dvorak, den einfachen Musikanten vom Lande, war diese Form der natürliche Ausdruck seines Wesens. Als Leitstern mögen ihm folgende Verse aus der 6. Ekloge des Vergil gedient haben:

Als ich von Kämpfen und Königen sang, da zupfte Apollo fest mich am Ohr und mahnte: Ein Hirt, mein Tityrus, soll nur fett seine Schafe sich weiden, soll einfache Lieder nur singen.

In diesem Ton stilisierter Einfachheit hat Dvorak seine Eklogen angelegt. Unsere beiden Beispiele – die E-Dur-Ekloge aus Opus 56 und das Finale des Opus 52 – entstanden beide 1880, im selben Jahr wie die 6. Symphonie, zu deren lyrisch-gesanglichem Stil sie eine Brücke bauen.

Die übrigen Stücke des 1881 in Leipzig gedruckten Opus 52 setzen zur Natürlichkeit der Ekloge stimmungsvolle Kontraste: ein aufgewühltes Impromptu in Moll, ein zart-verträumtes Intermezzo und eine quirlige Gigue, wohinter sich bei Dvorak sowohl eine Anspielung auf die barocke Form dieses Tanzes als auch auf die schottisch-irische Gig verbirgt. (Dvorak schrieb eine Serie Schottische Tänze.)

Humoreske Ges-Dur, op. 101,7

Als Dvorak 1894 in seinem Sommerhaus in Vysoká seine Humoreske in Ges-Dur schrieb, dürfte er kaum geahnt haben, dass ausgerechnet diese Melodie einmal seine bekannteste werden sollte. Schon zu seinen Lebzeiten hat es nicht an Versuchen gefehlt, sie poetisierend zu deuten, etwa durch folgende, der Musik zu unterlegende Verse:

Eine kleine Frühlingsweise
Nimmt mein Herz mit auf die Reise
In die schöne weite Welt hinaus.

„In der schönen weiten Welt“, nämlich in Amerika, entwarf Dvorak die Melodien der acht Humoresken seines Opus 101, die er erst nach der Rückkehr in die Heimat fertigstellte; 1895 wurden sie publiziert. Allen Stücken gemeinsam sind die pentatonischen Melodien, die man so oft in Dvoraks amerikanischen Werken findet. Dabei sind sich die Forscher bis heute darüber uneins, ob man sie mehr auf die Einflüsse indianischer Musik, auf die Spirituals der Schwarzen oder auf die Volksmusik irischer und schottischer Einwanderer zurückführen soll, die Dvorak in New York hörte. Im Falle der Humoresken stand ihm Schottland vor Augen: der ursprüngliche Titel der Serie lautete Neue Schottische Tänze.

Furiant D-Dur, op. 42,1

Von allen slawischen Tanztypen, die Dvorak in seiner Musik salonfähig machte, lag ihm der Furiant am meisten am Herzen. In seiner zweihändigen Klaviermusik findet man drei Beispiele dieses Tanzes, in der Kammermusik und in den Slawischen Tänzen noch etliche mehr, außerdem im Scherzo der 6. Symphonie. Immer ist es ein überaus lebhafter Tanz mit ausgeprägtem Scherzando-Charakter. Der rasche Wechsel von Zweier- und Dreiertakt, der ursprünglich für den Furiant typisch war, wird in Opus 41 Nr. 1 wie auch sonst bei Dvorak und Smetana durch einen hemiolisch verschobenen Dreier ersetzt.