Ouverture D-Dur | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Georg Philipp Telemann

Ouverture D-Dur

Ouverture D-Dur

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3544

Satzbezeichnungen

Ouverture – Les Jannissaires – Menuet I / II – Espagniole – Carillon – À la Trompete – Bourrée

Erläuterungen

2005
GEORG PHILIPP TELEMANN
Ouverture D-Dur (TWV 55: D 17)

Eine Ouverture eröffnet das Programm, und zwar von jenem Komponisten, der im Deutschland der Bachzeit als der unbestrittene Meister dieses Genres galt: vom Hamburger Musikdirektor Georg Philipp Telemann. Unter „Ouverture“ verstand man damals die Verbindung einer nach französischem Muster komponierten dreiteiligen Ouvertüre und einer Suite aus Tänzen, die sich daran anschloss. Muster für beides waren die Opernouvertüren und Tanzeinlagen aus den französischen Opern eines Lully oder Campra, eine Musik, die schon der junge Telemann über alles liebte. Er imitierte die Manier der Franzosen in seinen „Orchestersuiten“, wie wir heute barocke Ouverturen nennen, fand jedoch bald zu seinem eigenen, unverwechselbaren Stil. Selbst Telemanns Freund Johann Sebastian Bach sprach von den Ouverturen nach „Telemannischer Manier“ – ein stehender Begriff im deutschen Spätbarock.

Wie bildhaft anschaulich Telemanns Suiten sind, beweist unser Beispiel, eine Ouvertüre in D mit zwei Solotrompeten (TWV 55: D 17). Sie dürfte um 1720 für einen der Höfe komponiert worden sein, die Telemann mit Musik belieferte. Nach der üblichen langsamen Einleitung im punktierten Rhythmus hat schon der schnelle Mittelteil des ersten Satzes ein auf die Trompeten zugeschnittenes Fanfarenthema. Es zitiert die Posthornsignale, die damals aller Orten durch Deutschland tönten, und verarbeitet sie zu einer launigen Fuge. Unter den Tänzen finden sich auch Charakterstücke mit programmatischen Überschriften, wie sie Telemann liebte. Les Janissaires spielt auf die Janitscharenkapellen an, die „Türkische Musik“, die deutsche Fürsten mit nach Mitteleuropa brachten, wenn sie als Sieger aus den Türkenkriegen heimkehrten. Den Reiz dieser fremdländischen Kapellen mit ihren türkischen Rhythmen, den penetranten Trommeln und anderem Schlagwerk hat Telemann hier ganz ohne Perkussion nachgeahmt. Zwei elegante Menuette bilden die Brücke zu drei weiteren Charakterstücken: In der Espagniole karikierte Telemann die steife Art der Spanier, das damals noch verbreitete spanische Hofzeremionell; Carillon ist nichts anderes als die Nachahmung eines Glockenspiels, wie sie auch heute noch von Carillonspielern in Holland und Norddeutschland betätigt werden; À la Trompette erinnert daran, dass zu Telemanns Zeit die Hoftrompeter keine zünftig organisierten Musiker, sondern Militärmusiker waren, die regelmäßig an Feldzügen teilnahmen. Der Satz ahmt die sogenannten „Feldstücke“ nach, die beim Exerzieren und in der Schlacht gebräuchlichen Fanfaren. Eine Bourrée bildet das muntere Finale.