Streichquartett g-Moll, D 173 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Franz Schubert

Streichquartett g-Moll, D 173

Quartett g-Moll für zwei Violinen, Viola und Violoncello, D 173

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3584

Satzbezeichnungen

1. Allegro con brio

2. Andantino

3. Menuetto. Allegro vivace – Trio

4. Allegro

Erläuterungen

Als Schüler am k. k. Stadtkonvikt und späterer Hilfslehrer hat Schubert zwischen 1810 und 1816 elf Streichquartette komponiert. Sie waren einerseits für den Unterricht bei Antonio Salieri, andererseits fürs häusliche Musizieren im Familienkreise bestimmt. “Für seinen Vater und die älteren Brüder war es ein vorzüglicher Genuß, mit ihm Quartetten zu spielen … Bei diesen spielte Franz immer Viola, sein Bruder Ignaz die zweite, Ferdinand die erste Violine, und der Papa Violoncell.” Sein Mitschüler Albert Stadler beschrieb 1812, wie leicht dem damals 15jährigen das Komponieren von der Hand ging: “Ganz ruhig und wenig beirrt durch das im Konvikte unvermeidlich Geplauder und Gepolter seiner Kameraden um ihn her, saß er am Schreibtischchen vor dem Notenblatte … niedergebeugt (er war kurzsichtig), biß in die Feder, trommelte mitunter prüfend mit den Fingern und schrieb leicht und flüssig ohne viele Korrekturen fort.”

Drei Jahre später, im April 1815, hat der 18jährige Schubert das Autograph des g-Moll-Quartetts, D 173, zu Papier gebracht, wieder einmal “flüssig ohne viele Korrekturen”. Uraufgeführt wurde das Stück jedoch erst knapp 50 Jahre später: 1863 in Wien vom Hellmesberger Quartett. Die Partitur war nämlich, wie die Wiener Zeitung damals berichtete, aus dem Nachlass Ferdinand Schuberts “von einem Americaner im Manuscript” erworben worden. Erst als sie wieder den Weg nach Wien zurück fand, kam es zur posthumen Uraufführung. D 173 ist es ein typisches Quartett aus jenen Jahren: Vorahnungen des reifen Schubert mischen sich mit Reminiszenzen an die Klassiker. Das Hauptthema des ersten Satzes greift die pathetische Rhetorik aus den g-Moll-Sinfonien Mozarts und Haydns auf: ein aufstrebender g-Moll-Dreiklang, plötzliches Piano, verminderte Intervalle. Im Seitenthema dagegen kündigt sich der reife Schubert an: ein “süßer” Gesang der Violinen über pulsierender Bratschenstimme und Cello-Pizzicato. Auch die Art, wie dieses Thema später im Kanon verarbeitet wird, lässt schon die großen Quartette Schuberts erahnen. Das lyrische Thema des Andantino wird im Mittelteil von unruhigen Tremoli und Triolenklangflächen im Charakter völlig verändert. Im g-Moll-Menuett hat sich Schubert dem Einfluss der 40. Sinfonie von Mozart nicht entziehen können, während er im Trio seinem Bruder Ferdinand ein schönes Geigensolo auf den Leib schrieb. Das Finale, eine Art gespenstischer g-Moll-Tanz mit skurrilen kurzen Vorschlägen, weist den Weg zu den ausladenden Rondoformen des späten Schubert.