"Septembermorgen" | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Joseph Marx

"Septembermorgen"

“Septembernorgen” (Mörike)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3765

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

2002
JOSEPH MARX
Ausgewählte Lieder

Der Grazer Komponist Joseph Marx wurde 1882 geboren, sieben Jahre nach Ravel und drei Jahre vor Alban Berg, was seinen historischen Standpunkt hinreichend bezeichnet. Sich selbst nannte er in seinen 1947 veröffentlichten Betrachtungen einen “romantischen Realisten”, in seiner Dissertation von 1909 und in Vorträgen befasste er sich mit dem Problem der Tonalität, das er selbst in koservativer, regerhafter Weise löste. Marx gehörte zum Establishment der noch tonal geprägten Wiener Musiktheorie und Musikkritik der 1920er- und 1930er-Jahre. Nach jahrzehntelenagme Einsatz für die Gründung einer Wiener Musikhochschule wurde er 1924-27 deren erster Direktor, wirkte später wie Hindemith in der Türkei zur Unterstützung des dortigen Musiklebens und blieb auch nach 1938 sowie nach dem Krieg eine Wiener Autorität in Musikfragen.

In der Geschichte des Liedes gilt Marx als Erbe Hugo Wolfs. Wie dieser wurde er von der Landschaft der Südsteiermark geprägt und hat seine Lieder überwiegend in der Jugend, in den Jahren 1908 bis 1912 geschrieben. Sie gehören damit in den weiteren Umkreis der Jahrhundertwende. Stilistisch hat man seine Musik teils als “weichen, durch verfeinerte Klangsinnlichkeit wirkenden österreichischen Impressionismus” (Oehlmann), teils als “Stimmungsmusik reinster Prägung und Ausdruck einer ungewöhnlichen Schönheitsempfindens” (Hans Jancik) bezeichnet. Auf die Zeitgenossen in den 1920er-Jahren wirkte Marx wie “ein Vollblutmusiker, der Grenzen der Form durch seine leidenschaftliche Tonsprache und seine fast überbordendene Kontrapunktik sprengt” (Rudolf Felber), und der englische Kammermusikkenner W. W. Cobbett fand, seine Musik sei “leidenschaftlcher als jede andere mir bekannte Neue Musik” (1929).

Karl Böhmer