Sonate A-Dur, D 574 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Franz Schubert

Sonate A-Dur, D 574

Sonate A-Dur, D 574

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3842

Satzbezeichnungen

1. Allegro moderato

2. Scherzo. Presto – Trio

3. Andantino

4. Allegro vivace

Erläuterungen

2002
Sonate A-Dur, KV 574

Franz Schubert war – wie Mozart – ein gut ausgebildeter Geiger. Dies beweisen seine Schulzeugnisse am k. k. Stadtkonvikt in Wien, wo er auch als Konzertmeister des Orchesters fungierte. Seine vier frühen Werke für Violine und Klavier – die drei „Sonatinen“ aus dem Jahre 1816 und die A-Dur-Sonate von 1817 – entstanden zwar nach dem Ausscheiden aus dem Konvikt, gehen letztlich aber auf die schulische Musizierpraxis zurück. Daneben zeugen sie von dem Versuch des jungen Komponisten, sich auf dem Wiener „Markt“ gegen die Klassiker Mozart und Beethoven zu behaupten.

Die A-Dur-Violinsonate, D 574, ist dafür ein besonders anspruchsvolles Beispiel. Ihre populäre Bezeichnung als „Duo“ verdankt sie der posthumen Erstausgabe von 1851. Für Schubert war sie eine Grande Sonate, mit der sich der 20-jährige vom früheren Vorbild Mozart lösen und den Anschluss an die großen Sonaten Beethovens und Hummels erreichen wollte. Nicht zufällig arbeitete er im Sommer 1817 zeitgleich an einem Zyklus großer Klaviersonaten. Der Impuls zur Grande Sonate ging vom Klavier aus, und auch in der A-Dur-Sonate mit Violine ist es das Klavier, das dem Genre neue Klangräume erschloss.
Die Ausweitung der Form in den vier Sätzen der Sonate hängt eng mit dieser neuen Rolle des Klaviers zusammen, wie der Beginn des Kopfsatzes lehrt. Dem Hauptthema wird ein ostinater Klanggrund in der tiefen Klavierlage vorgeblendet, von dem sich die Kantilene der Violine in hoher Lage abhebt. Die zwanglose Antithese suggeriert zwei verschiedene Klangwelten, die sich auf geheimnisvolle Weise durchdringen, fast schon wie in Schuberts später C-Dur-Phantasie für Geige und Klavier. Neben diesem klanglichen Aspekt zeugen auch die Melodik und die harmonisch-formale Anlage von Schuberts gereifter Persönlichkeit. Die Themen kreisen um volkstümliche Wendungen und bezeugen damit seinen vom Lied geprägten, romantischen Ausdruckswillen. Die Sonatenform ist in weitem harmonischem Radius entworfen, der von A-Dur über e-Moll und H-Dur bis nach C-Dur führt.

Während der zweite Satz an die Scherzi Beethovens erinnert, setzt sich im langsamen Satz das hamonische Vexierspiel fort. Ein Menuett-Thema in C, das zweimal variiert wiederkehrt, wird von wuchtigen Fortestellen abgelöst, die nach Des-Dur, f-Moll und As-Dur modulieren. Die mittlere dieser Episoden ist durchführungsartig erweitert und enthält ein neues, kantables Thema. Das Finale in Sonatenform ist fast ein zweites Scherzo, so ruppig-tänzerisch gibt sich sein Thema mit den Doppelgriffen der Violine.