Sequenza VII | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Luciano Berio

Sequenza VII

Sequenza VII für Oboe solo (1969)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3966

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

Luciano Berio war der bedeutendste zeitgenössische Komponist Italiens. In den Fünfziger Jahren begann er, mit ungewöhnlichen Anschauungen die damals starre Avantgarde aufzubrechen. Seitdem verfolgte er eine große Zahl unterschiedlicher Ansätze, von der elektronischen Musik über Experimente mit Stimmen und Orchester (Sinfonietta) bis hin zur fast traditionell gedachten Oper.

Der bedeutendste Zyklus in Berios Kammermusik besteht aus den 14 Sequenza genannten Werken für je ein Soloinstrument bzw. Sologesang ohne Begleitung. Die Sequenz ist eine Form der Gregorianik, in Berios Verständnis hat der Begriff jedoch, wie er selbst sagt, „keine Beziehung zur mittelalterlichen Kirchenmusik, sondern rührt von der Tatsache her, dass diese Stücke hauptsächlich auf Sequenzen harmonischen Charakters und verschiedenen Typen instrumentaler Aktionen basieren“. Um welche Art von „Aktionen“ es geht, zeigen exemplarisch Sequenza I für Flöte (1958) und Sequenza VII für Oboe solo (1969). Es geht um die Entdeckung neuer Klangräume und -farben für das Instrument, aber auch um eine Abwehr gegen die sogenannte „serielle Musik“, in der alle Parameter eines Musikstücks von vornherein festgelegt werden. Für Berio können „die seriellen Verfahrensweisen überhaupt nichts (an sich selber) garantieren“, keine Idee sei „so miserabel, als dass sie nicht am Ende serialisiert werden könnte, wie man ja auch Gedanken und Bilder, die des Interesses entbehren, in Verse setzen kann.“ In seinen Sequenzen gehe es ihm vielmehr um „die Erweiterung der musikalischen Mitel – im umfassendsten Sinn verstanden“.

Sequenza VII für Oboe wurde, wie die Flöten-Sequenza, für einen großen Solisten des 20. Jahrhunderts geschrieben: für den Schweizer Oboisten Heinz Holliger. Das H seines Vor- und Nachnamens inspirierte Berio zur Strukturierung seiner Sequenza um das eingestrichene h als Zentralton, von dem sich die teils bewegten, teils ruhenden Arabesken der Oboe entfernen und dem sie sich wieder annähern. Der dauernde Wechsel zwischen Ruhe und Bewegung und die Fixierung aller zwölf chromatischen Töne auf bestimmte Register prägen das rund zehnminütige Stück. Die Coda zitiert das Englischhornsolo aus Wagners Tristan und Isolde.