Sonata Fantasia | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Dusan Bogdanovic

Sonata Fantasia

Sonata Fantasia

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 4010

Satzbezeichnungen

1. Allegro ritmico

2. Adagio, rubato

3. Allegro molto

Erläuterungen

200
DUSAN BOGDANOVIC Sonata fantasia

Der serbisch-amerikanische Komponist Dusan Bogdanovic, 1955 in Belgrad geboren und in die USA ausgewandert, gehört zu jenen Gitarristen, die sich auch als Komponistenpersönlichkeiten zwischen allen Stilstühlen der Gegenwart behaupten können. Seine Musik baut Brücken zwischen klassischer Gitarenmusik, Jazz und Neuer Musik, verrät im Kern aber immer noch seine Ursprünge in der Folklore des Balkans.

“In der Sonata Fantasia für zwei Gitarren, die in den Jahren 1990 und 1991 in San Francisco entstand, kommt vorwiegend der Einfluß der balkanischen Folklore zum Ausdruck. Diese Volksmusik geht aus der im Laufe der Jahrhunderte entwickelten Übereinanderschichtung zahlreicher Strömungen verschiedenster Herkunft hervor: Österreich-Ungarn, Türkei, Mongolei, Osteuropa. Freilich werden diese Stile in den Werken Bogdanovics nicht direkt ‘zitiert’, sondern nach altehrwürdiger Tradition der europäischen Komponisten – von Bach bis zu Schönberg – durch einen Filterungsprozess geschickt verarbeitet. Dabei dienen die in der balkanischen Volksmusik vorwiegend verwendete Kirchentonart phrygisch und die unregelmäßigen Rhythmen der Tänze dem Komponisten als Archetypen, aus denen individuelle Formen entwickelt werden. Diese Vorgehensweise ermöglicht Bogdanovic, mit Polytonalität und Polyrhythmik für die Gitarrenmusik völlig neue Klangwirkungen zu erzielen. Die harmonischen Klänge finden eine besonders sorgfältige Verwendung und werden nicht mehr auf impressionistische Weise, sondern als Perkussionsklänge, d.h. als Mittel zur Rhythmusstrukturierung angewendet.

Die Sonata Fantasia erinnert in ihrer Form an die zyklischen Kompositionen der Spätromantik: ein gegliedertes Stück, dessen Episoden durch feine thematische Verbindungselemente – teils erkennbar, teils verborgen – verknüpft sind. Dadurch entsteht ein äußerst originelles Klanggebilde von einwandfreier Kohäsion, das würdevoll aus einem Kreuzungspunkt hervorgeht, in dem verschiedene Musikkulturen und Strömungen konfliktlos aufeinandertreffen.” (Angelo Gilardino)