"La notte", Concerto g-Moll, RV 104 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Antonio Vivaldi

"La notte", Concerto g-Moll, RV 104

„La notte“, Concerto g-Moll, RV 104 (in einer Bearbeitung von 4 Times Baroque)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 4022

Satzbezeichnungen

Largo
Fantasmi
Largo/Andante
Presto
Sonno
Allegro

Erläuterungen

Eine Nacht in Venedig

Hätte Antonio Vivaldi seinem berühmten Concerto La notte nicht eindeutige Überschriften beigefügt, man wäre vielleicht versucht, es als Concerto per la notte di Natale zu verstehen, als Weihnachtskonzert für die Heilige Nacht. Die Ereignisse, die der rothaarige Priester hier dargestellt hat, sind freilich alles andere als weihnachtlich: Es geht um die Geisterstunde in einem verwunschenen Palazzo.

Fahles Unisono und punktierte Rhythmen lassen im einleitenden Largo den Ort des Geschehens nur schemenhaft erkennen: Ein unheimlicher Palazzo taucht im Nebel auf. Allmählich werden seine Konturen deutlicher. Der Held der Geschichte, verkörpert durch die Flöte, tritt vors Tor. Noch zögert er, doch schließlich überwindet er seine Skrupel und tritt mit forschen Triolen ein. Sofort fallen die Gespenster über ihn her: Fantasmi steht über dem ersten Presto. Die klappernden Gerippe werden durch die Streicher verkörpert. Der Flötenheld erschrickt und flieht vor den immer bedrohlicher werdenden Gestalten. In einem kurzen, gespannten Largo wartet er ab, was als nächstes kommen mag: Die Geister gehen zu einem grotesken Tanz im Dreiertakt über, im nächsten Presto. Nach wenigen Minuten ist der Spuk scheinbar vorüber, und der Held sinkt erschöpft in einen tiefen Schlaf: Il sonno heißt das folgende Largo. Lange ausgehaltene Akkorde in düsteren Harmonien lassen böse Träume vermuten. Es bleibt den Musikern überlassen, diese Träume durch ihre Verzierungen auszudeuten. Plötzlich aber kehren die Spukgestalten wieder und rollen in immer neuen Allegro-Wellen heran. Der Ausgang bleibt offen: Ob es dem Helden gelingt, der Horrornacht heil zu entkommen?

Vivaldis Concerto La notte ist in drei verschiedenen Fassungen überliefert: als Concerto da camera RV 104 für Flöte, Fagott, zwei Violinen und Continuo, in einer Variante für drei Geigen, Cello und Cembalo RV 104a und in der gängigen Version als Flötenkonzert mit Streichorchester, op. 10 Nr. 2. 4 Times Baroque hat alle diese Fassungen zu einer eigenen Version für Quartett zusammengezogen.