"Septett Militaire", op. 114 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Johann Nepomuk Hummel

"Septett Militaire", op. 114

„Septett Militaire“, op. 114

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 4041

Satzbezeichnungen

1. allegro con brio

2. Adagio

3. Menuetto. Allegro

3. Finale. Vivace

Erläuterungen

1999
HUMMEL Septett Militaire, op. 114
„Ablärmen kann man solche Musik nicht“, meinte der Kritiker G. W. Fink in seiner Rezension des Septett militaire von Johann Nepomuk Hummel in der Allgemeinen Musikalischen Zeitung (Februar 1832). Für den Kritiker wie die damaligen Hörer mochte es überraschend sein, daß eine Trompete sich in gehobene Kammermusik einmischte – ein Genre, das normalerweise Klavier, Holzbläser (hier Flöte-Klarinette) und Streicher unter sich ausmachten. Doch finden sich in der Kammermusik Hummels des öfteren solche extravaganten Kombinationen.
Der Mozart-Schüler prägte als Klaviervirtuose wie Komponist gleichermaßen die Musikkultur des frühen 19. Jahrhunderts, wobei es viele Hörer gab, die seinen an Mozart gemahnenden Stil den Neuerungen der romantischen Schule vorzogen, so auch unser Renzensent. (Man bedenke, daß 1832 Robert Schumann bereits seine ersten Klavierwerke publiziert hatte!) In seiner Besprechung geht Fink nicht nur liebevoll auf die Eigenarten des Hummel’schen Stils, sondern auch auf die ungewöhnliche Instrumentenkombination des Septett militaire ausführlich ein:
„Abermals eine vortreffliche Composition unsers allbekannten, längst und viel gerühmten Hummel’s, dessen allermeiste Erzeugnisse die Klarheit und heitertiefe Schönheit der Mozart’schen Kunstperiode mit dem reichern Schmuck und der neugefälligen Zier unserer jetzigen Zeit, so weit sich diese mit dem innern Gehalt und der durchsichtigen Gediegenheit jener sinnreicheren Tage verschmelzen lassen, auf eine Art verbinden, die jedem wahren Kunstfreunde den Genuss nach Wunsch erhöht und verdoppelt. Die Erfindung ist frisch, jugendlich, lebendig, gefühlt; die Durchführung sicher, erfahren, gehalten, kunstvoll. Für das Hauptinstrument, das Pianoforte, ist so angemessen, glänzend, brillant für die mannigfaltigste Fertigkeit sowohl, als für einen schönen, reinen Ausdruck und für fliessenden Vortrag meisterlich gesorgt… Die Instrumentation endlich ist so überaus wirksam, geschmackvoll sinnig und kernhaft, dass sie dem Ganzen einen Reiz und eine Vollendung bringt, die nur selten in solchem Vereine sich zeigen und das Wohlgefallen am Werke auf die höchste Stufe stellen.
Sämtliche … Instrumente, mit alleiniger Ausnahme des Contrabasses, sind obligat beschäftigt. So schöne Gelegenheit aber auch alle diese Instrumente erhalten, sich zuweilen hören zu lassen; so trefflich in Melodien-Verknüpfungen und imitatorischen Wendungen sie ineinander greifen, so wenig decken oder verhüllen sie auch nur die bald machtvollen, bald zart hingehauchten Hauptstellen des Pianoforte; selbst die Trompete thut es so wenig – wird sie nur einigermaassen mit der Discrection geblasen, die man von einem guten Trompeter erwartet und voraussetzt -, dass der Vortrag dieses herrlichen Septetts selbst im Zimmer durchaus nichts Betäubendes hat.
Gleich das erste Allegro con brio, 4/4, C dur, ist ganz, was die Überschrift sagt. Sogar einige ältere Klavierpassagen sind so schön angebracht, so innig mit dem Gange des Ganzen zusammengebunden, dass sie zur natürlich treuen Haltung des Satzes wie nothwendig zu gehören scheinen; ja sie bringen dem erfahrnen Hörer noch eine Freude mehr und die übrigen, die alles Schöne in der Regel vorzüglich in neuen Figuren suchen, merken es kaum, dass sie wider Willen in Tage versetzt sind, von denen sie nichts, als die Vorurtheile einiger oberflächlichen Sprecher kennen. Dazu treten nun gleich hier die Instrumente so herrlich hervor und verweben sich so glänzend, dass mit den Schönheiten und Bravouren des Pianoforte der Satz zu einem prachtvollen sich steigert, dem bey gutem Vortrage der Beyfall kaum fehlen kann.
Das Adagio, Es dur, 4/4, ohne Trompete, ein sehr sanfter und doch großsinniger Empfindungssatz, reizend durchgesungen im anziehendsten Wechsel herrlicher Melodien und Harmonien, und einer Instrumentalverbindung, die nicht schöner seyn kann.
Auf diesen erquicklichen Beruhigungs-Gesang tritt nun stark, vollfeurig, jovialisch, fast übermüthig aufsprudelnd eine der fröhlichsten Menuetten (Allegro) ein, die wir jemals, ausgenommen in unseen Meister-Symphonieen, hörten. Hier spielt die kriegerische Trompete eine nicht geringe Rolle bey vollem Instrumentenwechsel und den anziehendsten Schattirungen einer muthig fröhlichen Stimmung. Ueberraschungen und Ergötzungen jagen sich bis zum muthwilligen Trompetenschlusse.
Und wie allerliebst scherzend und überall sittig … klingt leise tändelnd mit zierlicher Lust das Schluss-Vivace an! Das Thema gehört zu den einfachsten und natürlichsten, die es gibt, aber auch … zu den glücklichen und gesunden, mit deren frischen Klängen eine Meisterhand die vielfachsten Liebesmelodien auf das Ungezwungenste zu verknüpfen und das heiter Anständige mit dem Grossartigen und ernst dazwischen Tönenden, ja mit dem fromm Ergebenen auf das Natürlichste zu vereinigen vermag zu einer so gehaltvollen Lust, daß sie Alle ergreifen wird, deren Sinn für Gediegenes nur nicht zu tief verödet ist. So ist es durchgeführt.-
Uebrigens verlangt das … Werk gewiegte Spieler … Ablärmen kann man solche Musik nicht. Dazu ist sie auch nicht geschrieben.“